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Zentraler Vieh- und Schlachthof in Berlin-Prenzlauer Berg

Verkaufshalle für ausländische Schweine; Landesarchiv Berlin, Bildarchiv Stiftung Stadtmuseum

Verkaufshalle für ausländische Schweine; Landesarchiv Berlin, Bildarchiv Stiftung Stadtmuseum

Umgebaute ehemalige Schweineverkaufshalle an der Landsberger Allee mit Anbau (links) (diese und alle weiteren Aufnahmen: Lara Schneider)

Umgebaute ehemalige Schweineverkaufshalle an der Landsberger Allee mit Anbau (links) (diese und alle weiteren Aufnahmen: Lara Schneider)

Reihenhaussiedlung am Standort der ehemaligen Rinderställe entlang der Straße Zum langen Jammer

Reihenhaussiedlung am Standort der ehemaligen Rinderställe entlang der Straße Zum langen Jammer

Stahlkonstruktion der ehemaligen Hammelverkaufshalle, eigene Aufnahme

Stahlkonstruktion der ehemaligen Hammelverkaufshalle, eigene Aufnahme

Ehemalige Rinderverkaufshalle

Ehemalige Rinderverkaufshalle

Geschichte des Zentralen Vieh- und Schlachthofs

Berlin wuchs mit fortschreitender Industrialisierung bis 1877 auf mehr als eine Million Einwohner. Damit wuchs auch das Problem von privaten Schlachtereien in Hinterhöfen, womit verschiedene Krankheiten einhergingen. Der Arzt und Stadtverordnete Rudolf Virchow stellte deshalb 1862 einen Antrag auf ein öffentliches Schlachthaus mit Hygienestandards. Die Stadt erwarb anschließend ein 39 Hektar großes Gebiet am Stadtrand, direkt an der neu erbauten Ringbahn. Der Bau des Schlachthofes begann 1877 und der Zentrale Vieh- und Schlachthof eröffnete 1881. (HB Reavis Germany GmbH 2022a) Hygiene stand von Beginn an im Fokus. So wurden der Schlachthof an die Kanalisation angeschlossen, ein eigener Frischwasserbrunnen erschlossen, ein Seuchenhaus erbaut und regelmäßige Gesundheitskontrollen durchgeführt. Bis 1898 wurde eine Erweiterung des Geländes um 11 Hektar realisiert. Seitdem versorgte ein Maschinenhaus Kühlhäuser und Hallen mit Strom.

Jedes Tier wurde im Rahmen der Gesundheitskontrollen bei Ankunft begutachtet und gegebenenfalls unter Quarantäne gestellt. Abbildung 1 zeigt die Verkaufshalle für ausländische Schweine. Die Ringbahn liegt dem Gebäude direkt gegenüber, wodurch die Tiere schnell von der Schiene auf den Schlachthof gelangen. (HB Reavis Germany GmbH 2022b) Zu Spitzenzeiten wurden täglich bis zu 15.000 Tiere transportiert und geschlachtet. (Becker; Mackel 2014)

Mit der Zeit siedelten sich weitere Betriebe auf dem Gelände an. Es gab Banken, Viehversicherungen, Poststellen, Restaurants, Schankstuben, Friseure und weitere Gewerbe des täglichen Bedarfs. (HB Reavis Germany GmbH 2022c) Der Betrieb war auf Massenschlachtungen ausgelegt, was zu Arbeitszeiten von bis zu 100 Stunden pro Woche führte. Im Jahr 1925 waren teils mehr als 1.500 Schlachtermeister mit ihren Gesellen auf dem Schlachthof tätig und nahmen die Mahlzeiten in der Regel direkt neben der Schlachtbank zu sich. (HB Reavis Germany GmbH 2022d)

Nachdem große Teile des Geländes im 2. Weltkrieg zerstört wurden, wurden die noch erhaltenen Gebäude teilweise für andere Betriebe genutzt. Letztendlich wurde der Betrieb im Jahr 1991 vollständig eingestellt. Schon seit 1990 steht das Gelände unter Denkmalschutz. (Becker; Mackel 2014)

Heutige Nutzung des Geländes 

Auf dem Gelände des ehemaligen Zentralen Schlacht- und Viehhofs befinden sich heute Wohnungen, Gewerbe und mehr als 6 Hektar Grünfläche. Während manche Gebäude erhalten und teilweise umgebaut bzw. erweitert wurden, sind von anderen nur noch das Gerüst oder die Fassaden erhalten. Die nördlich gelegenen Hallen an der Landsberger Allee wurden von einem privaten Investor zu Büro- und Gewerbeflächen umgebaut und mit einem Neubau ergänzt. Am Standort der ehemaligen Rinderställe, am südöstlichen Ende des Geländes wurden Reihenhäuser erbaut, bei denen die Frontfassaden der alten Ställe teilweise erhalten wurden. In einer weiteren Abbildung ist das Gerüst der ehemaligen Hammelverkaufshalle zu sehen. Nachdem diese 1945 wegen zu starken Kriegsschäden zu großen Teilen abgerissen und der verbliebene Teil anders genutzt wurde, wurden die Halle noch bis 1993 genutzt und anschließend die Gusseisenkonstruktion freigelegt. Die Konstruktion ist heute in den Blankensteinpark integriert. Die direkt danebenstehende ehemalige Rinderverkaufshalle wurde erhalten. Darin befindet sich heute ein großes Fahrradgeschäft. Die beiden riesigen Bauten zeigen beispielhaft die gewaltigen Ausmaße des alten Vieh- und Schlachthofs. (Deutsche Stiftung Denkmalschutz o. D.)

 

Lara Schneider

Quellenverzeichnis:

Becker, Fabian; Mackel, Sören (2014): Alter Zentral Vieh- und Schlachthof. https://industriekultur.berlin/wp-content/uploads/03_Zentral_ViehundSchlachthof_012015_1421858036.pdf (Letzter Zugriff: 16.07.2023).

Deutsche Stiftung Denkmalschutz (o.D.): Ehem. Zentralvieh- und Schlachthof. https://www.denkmalschutz.de/denkmal/Ehem-Zentralvieh-und-Schlachthof-Eldenaer-Strasse-33-37.html  (Letzter Zugriff: 17.07.2023)

HB Reavis Germany GmbH (2022a, 24. Januar): Die Geschichte des DSTRCT (1/6). https://dstrctberlin.com/de/2022/01/24/die-geschichte-des-dstrct-1-6/ (Letzter Zugriff: 16.07.2023).

HB Reavis Germany GmbH (2022b, 31. Januar): Die Geschichte des DSTRCT (2/6). https://dstrctberlin.com/de/2022/01/31/die-geschichte-des-dstrct-2-6/ (Letzter Zugriff: 17.07.2023).

HB Reavis Germany GmbH (2022c, 14. Februar): Die Geschichte des DSTRCT (4/6). https://dstrctberlin.com/de/2022/02/14/die-geschichte-des-dstrct-4-6/ (Letzter Zugriff: 17.07.2023).

HB Reavis Germany GmbH (2022d, 07. März): Die Geschichte des DSTRCT (5/6). https://dstrctberlin.com/de/2022/03/07/die-geschichte-des-dstrct-5-6/ (Letzter Zugriff: 16.07.2023).