Mediothek des Osteuropa-Instituts
Regie: Staņislavs Tokalovs und Juris Kursietis
Genre: Fiction-Serie
Jahr: 2024
Sprachfassung: Lettisch mit deutschen Untertiteln
Dauer: 50-60 Minuten pro Episode
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Synopsis:
Riga 1979. Ein junger Kostümbildner veräußert westliche Produkte auf dem Schwarzmarkt, träumt von einem freieren Leben und reibt sich am Druck des Sowjet-Regimes. Seine erblühende Liebe zu einer finnischen Regisseurin wird schmerzhaft gestört, als er wegen eines rebellischen Liedes in die Psychiatrie eingewiesen wird. Doch auch dort findet er Wege, sich durchzuschlagen, indem er für den korrupten Oberarzt Jeans zu nähen beginnt, die sich teuer auf dem Schwarzmarkt verscherbeln lassen. Das geht gut, bis der KGB auf ihn aufmerksam wird.
“Sowjet Jeans” ist eine lettische Produktion, die 2024 auf dem Berlinale Serien-Markt und dem “Séries Mania”-Festival in Lille Premiere feierte. Genre-technisch schwankt die Serie zwischen schrullig-komödiantischen und bedrückend-grotesken Tönen, während sich der Plot allmählich von einer Romanze zur Jailbreak-Geschichte entwickelt.
Insgesamt boomt die Film- und Fernsehproduktion in Estland, Lettland und Litauen. Die baltischen Staaten haben nicht nur bereits als Location für Serien wie “Chernobyl”, “Stranger Things” und “Sisi” gedient. Mehrere lokale Fiction-Produktionen konnten in den vergangenen Jahren auch internationales Publikum erreichen.
So wurde die estnisch-ukrainische Koproduktion “My Dear Mother” im vergangenen Herbst sowohl auf der MIPCOM in Cannes, der weltgrößten Fernsehmesse, als auch auf dem diesjährigen Berlinale Serien-Markt vorgestellt. Mit der historischen Krimiserie “Detective von Fock” lief im vergangenen Jahr außerdem eine Koproduktion von Estland, Litauen, Italien und Deutschland an – die Serie wird aktuell von ZDF Studios vertrieben. Und mit “Melchior der Apotheker” ist nun auch eine estnische Produktion bei mehreren großen Streamern vertreten.
“Sowjet Jeans” ist Teil dieses Trends und sehenswert als ein Beispiel dafür, wie nord- und osteuropäische Stimmen ihre Geschichte und Erfahrungen für ein breiteres europäisches Mainstream-Publikum aufarbeiten. So finden sich auch filmhistorische Referenzen – im Serien-Finale auf einem staatlich organisierten Konzert etwa, mit dem die Autor:innen an Juris Podnieks Perestroika-Doku „Es ist nicht leicht, jung zu sein“ (1986) erinnern. Die Doku porträtiert Jugendliche der 1980er Jahre und sorgte damals über die Grenzen Litauens hinweg für enorme Aufmerksamkeit, da sie offen Themen wie Nonkonformismus, Kriegstraumata, Drogen und Rebellion behandelte.
Mehr zum Film des MonatsFilmspecial Ukraine der Mediothek:
Die Mediothek des Osteuropa Instituts sammelt im Rahmen des Ukrainespecials Dokumentar- und Spielfilme, die nach dem russischen Angriffskrieg von ukrainischen und weiteren mittel- und osteuropäischen FilmemacherInnen, von internationalen Filmfestivals und Filminstitutionen im kostenlosen Onlinestream veröffentlicht wurden.
Die Filmauswahl wird regelmäßig mit neuen Streamingangeboten ergänzt und bietet einen kritischen und vielseitigen filmischen Zugang zu den aktuellen Erreignissen in der Ukraine und in der Region.