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Mediothek des Osteuropa-Instituts

Filmstill "Noch bin ich nicht wer ich sein möchte"

Filmstill "Noch bin ich nicht wer ich sein möchte"

Filme des Monats: Ještě nejsem, kým chci být/ Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte (2024) von Klára Tasovská

Regie: Klára Tasovská

Genre: Dokumentation

Jahr: 2024

Sprachfassung: Tschechisch mit deutschen Untertiteln

Dauer: 89 Minuten

Hier geht es zum Stream.

Synopsis

“Mein Leben lang habe ich persönliche Erfahrungen dokumentiert. Ich muss sicherstellen, dass ich existiere. Aber was kann ich der Welt zeigen? Wer bin ich?”

Libuše Jarcovjáková, die 'tschechische Nan Goldin', hält ihr Leben in analogen Fotografien und Tagebuchaufzeichnungen fest. Mit der Zerschlagung des Prager Frühlings 1968 beginnt die damals 16-Jährige zu fotografieren, recht schnell entwickelt sie eine Schnappschuss-Ästhetik, die ihren eigenen Stil charakterisiert und Menschen vom Rand der Gesellschaft in den Fokus rückt: queere Menschen, Migranten, unangepasste Frauen, Dissidenten. Und ohne jede Eitelkeit richtet sie ihre Kamera immer wieder unermüdlich auf sich selbst. Aus ihrem Archiv ist 2024 ein biografischer Dokumentarfilm entstanden.

Jarcovjáková fotografiert Arbeiter und Arbeiterinnen in der Fabrik, Feiernde in Kneipen, Privaträumen und auch Nachtclubs, wie dem T-Club in Prag, ein Treffpunkt der lokalen queeren Szene. Ein Mord in ihrem Umfeld verändert alles: Sie selbst gerät ins Visier der Staatssicherheit, die sich für ihre Fotos aus dem Club interessiert. Jarcovjáková täuscht eine Heirat vor und emigriert nach West-Berlin. Doch auch in der neuen Welt läuft nicht alles glatt. Mit ihrem letzten Geld flieht sie nach Tokio, wo ihr der Durchbruch als Modefotografin gelingt und sie für kurze Zeit sehr gefragt ist. Auf der ständigen Suche nach einem Leben, das wirklich zu ihr passt, kehrt die Fotografin nach dem Fall des Eisernen Vorhangs über Berlin nach Prag zurück.

Die Regisseurin Klára Tasovská hat während der Covid-19-Pandemie Jarcovjákovás Fotoarchiv durchforstet und unzählige Tagebuchseiten entdeckt, die die Grundlage für ihren Dokumentarfilm bilden. Der Film ist eine Montage aus unzähligen, teilweise rhythmisch arrangierten Fotos, zum Großteil in Schwarz-Weiß. Zusätzliches Filmmaterial wurde nicht gedreht. Die Tagebuchaufzeichnungen, die Jarcovjákovás jahrzehntelange Erforschung von Beziehungen, Gefühlen, Körper und Seele festhalten, bildeten die Grundlage für die chronologische filmische Erzählung aus ihrer eigenen Perspektive, wobei sie ihre Tagebuchaufzeichnungen selbst vorliest.

Entstanden ist ein sensibler, sehr persönlicher Film über Identitätssuche und die Kraft des Widerstands mit den Mitteln der Fotografie, der noch bis zum 4. September in der Arte-Mediothek zu sehen ist. Zum Trailer geht es hier.

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Mariupolis_Bild

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Filmspecial Ukraine der Mediothek:

Die Mediothek des Osteuropa Instituts sammelt im Rahmen des Ukrainespecials Dokumentar- und Spielfilme, die nach dem russischen Angriffskrieg von ukrainischen und weiteren mittel- und osteuropäischen FilmemacherInnen, von internationalen Filmfestivals und Filminstitutionen im kostenlosen Onlinestream veröffentlicht wurden.
Die Filmauswahl wird regelmäßig mit neuen Streamingangeboten ergänzt und bietet einen kritischen und vielseitigen filmischen Zugang zu den aktuellen Erreignissen in der Ukraine und in der Region.