Mediothek des Osteuropa-Instituts
Jahr: 1975
Sprachfassung: Deutsch
Dauer: 52 Minuten
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SynopsisAls Jan Němec 1974 die Tschechoslowakei verlassen muss, kommt er zunächst in Deutschland unter. Dort adaptiert er Franz Kafkas wohl berühmteste Erzählung "Die Verwandlung", in der sich der Handelsreisende Gregor Samsa eines Morgens in einen Riesenkäfer verwandelt, als Fernsehfilm für das ZDF. Stilistisch wählt er eine ans Sprechtheater angelehnte, satirische Inszenierung. Der Protagonist Samsa tritt dabei nicht in Erscheinung. Stattdessen ist der komplette Film in First-Person-Perspektive gedreht und zeigt die Reaktionen von Samsas Umgebung auf seine plötzliche, unheimliche und komische Metamorphose so, wie Samsa sie selbst erlebt haben könnte.
Dass Kafkas Werk bereits zahlreiche Filmemacher/-innen inspiriert hat, wird auch Kafkas visueller Erzählweise zugeschrieben, die sich hervorragend für Adaptionen eignet. So soll gerade das frühe Kino einen großen Einfluss auf Kafkas Schaffen gehabt haben. Laut Filmwissenschaftler Peter-André Alt ist die Übernahme filmischer Formen, Motive und Sujets sogar prägend für Kafkas literarisches Werk, der sich als begeisterter Cineast vor allem für die technischen Möglichkeiten des Films und weniger für dessen narrative Inhalte interessiert haben soll. So ließen sich in seinen Geschichten filmische Mittel wie Momentaufnahmen, sequentielles Erzählen, Perspektivwechsel und sogar Einstellungsgrößen bei der Beschreibung von Szenerie wiederfinden.
Mehr zum Film des MonatsHerzliche Einladung zum Film-Screening von "NAMME" im Rahmen des CEECON
Zaza Khalvashi / Georgien 2017 / OMEU / 91 min
Das Werk von Zaza Khalvashi (*1957) nimmt einen einzigartigen Platz im georgischen Kino ein. Der Regisseur aus Batumi, Adscharien, rückt in seinen Filmen die Peripherie des Landes in den Fokus, die vom zeitgenössischen georgischen Kino oft übersehen wird. „NAMME“ war 2018 der georgische Beitrag für den besten fremdsprachigen Film bei den Oscars. Er spielt in einem kulturell und religiös vielfältigen muslimischen Bergdorf in Adscharien. Die Erzählung folgt dem Erwachsenwerden von Namme, der einzigen Tochter von vier Geschwistern. Sie muss eine heilige Quelle beschützen, die von ihrer Familie bereits seit Generationen behütet wird.
Doch Namme ist mehr als nur eine Wächterin. Khalvashi webt meisterhaft eine poetische Erzählung, die das Spannungsverhältnis zwischen Moderne und Tradition erforscht und gleichzeitig die unerbittliche Ausbeutung der Natur kritisiert. Als in dem Dorf ein Wasserkraftwerk gebaut wird, wird das Wasser - das zentrale Element des Films - zu einem mächtigen Symbol, um das sich alle Handlungen drehen. In "Namme" erschafft der verstorbene Filmemacher eine scheinbar mythische Welt, die durch die Konflikte zwischen Kultur, Identität, Ökologie und Technologie allmählich ihres Zaubers beraubt wird.
Im Anschluss findet eine Diskussion mit den Historikerinnen Manana Nikabadze und Tamar Qeburia statt.
Wann? Sonntag, 6. Oktober, 19 Uhr. Wo? ACUDkino, Veteranenstr. 21, 10119 Berlin. Mehr Infos gibt es hier.
Filmspecial Ukraine der Mediothek:
Die Mediothek des Osteuropa Instituts sammelt im Rahmen des Ukrainespecials Dokumentar- und Spielfilme, die nach dem russischen Angriffskrieg von ukrainischen und weiteren mittel- und osteuropäischen FilmemacherInnen, von internationalen Filmfestivals und Filminstitutionen im kostenlosen Onlinestream veröffentlicht wurden.
Die Filmauswahl wird regelmäßig mit neuen Streamingangeboten ergänzt und bietet einen kritischen und vielseitigen filmischen Zugang zu den aktuellen Erreignissen in der Ukraine und in der Region.