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70 Jahre OEI. Eine Chronik in Bildern

Gründung des Osteuropa-Instituts

FU UA Rektorat 848 (2)

FU UA Rektorat 848 (2)

Die Gründungsphase des Osteuropa-Instituts fiel in die turbulente Zeit der Neukonstituierung der Berliner Universitätslandschaft. An der Vorbereitung beteiligt waren Vertreter des Bundes, der amerikanischen Besatzungsbehörde, der Stadt Berlin und der 1948 gegründeten Freien Universität. Der spätere langjährige Verwaltungsleiter des Osteuropa-Instituts Georg Kennert, in der Gründungsphase persönlicher Referent des Rektors, hatte bereits zu diesem Zeitpunkt eine Schlüsselrolle inne. Max Vasmer (Slavistik) kam bereits 1949 an die Freie Universität und 1951 an das neu gegründete Osteuropa-Institut. Werner Philipp (Geschichte) wechselte 1951 von der Universität Mainz an die Freie Universität und hielt 1951 den Festvortrag beim Gründungsakt des Osteuropa-Instituts. Dessen Forschungsagenda wurde von diesen beiden Gründungsprofessoren nachhaltig geprägt. Auch Karl C. Thalheim (Wirtschaftswissenschaften) und Walter Meder (Rechtswissenschaft) zählen zu den Gründungsprofessoren.

Ehrenbergstraße 35

Der erste Sitz des OEI in der Ehrenbergstraße | Fotograf: Gerd-Victor Krau / FU Berlin, UA

Der erste Sitz des OEI in der Ehrenbergstraße | Fotograf: Gerd-Victor Krau / FU Berlin, UA

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Osteuropaforschung in Deutschland durch die völkisch orientierte „Ostforschung“ zunächst diskreditiert. Die „Ostforschung“ widmete sich vor allem dem „Deutschtum“ im östlichen Europa und postulierte dessen Überlegenheit gegenüber der slawischen Bevölkerung und den „Ostjuden“. Im Zweiten Weltkrieg lieferte sie dann eine scheinbar wissenschaftliche Fundierung für die NS-Vernichtungspolitik in den besetzten östlichen Gebieten. Somit galt es nach 1945, sich von dieser „Ostforschung“ abzusetzen und neue Perspektiven für Forschungen zum östlichen Europa zu entwickeln. Diese sollten sich an den neuen Realitäten des Kalten Krieges orientieren. Doch hielt der regierende Bürgermeister Ernst Reuter beim Festakt zur Gründung des Osteuropa-Instituts am 24. November 1951 in seiner Rede fest, dass auch ein Bewusstsein dafür geschaffen werden müsse, dass die Länder hinter dem Eisernen Vorhang „zu Europa gehörten und daß das Institut dazu beitragen möge, ein Band zu den osteuropäischen Völkern zu schlagen und einen Weg in eine bessere Zukunft zu weisen.“ Diesem Auftrag sieht sich das Osteuropa-Institut bis in die heutige Zeit verpflichtet.

 

Die Bibliothek des OEI

Kleine Auswahl russischer Kunstbücher (Silbernes Zeitalter)

Kleine Auswahl russischer Kunstbücher (Silbernes Zeitalter)

Vierzehn Bibliotheken wachsen zusammen

In einer Zeit, in welcher der freie geistige Austausch in Osteuropa nicht überall selbstverständlich ist, wird an der Freien Universität der Grundstock für die Bibliothek des Osteuropa-Instituts gelegt. 1951 ziehen zuerst die Bücher der Seminare für Slawistik und für Osteuropäische Geschichte in die Dahlemer Ehrenbergstraße 35 ein. Auch die Abteilungen Recht und Wirtschaft bauen eigene Bibliotheken auf. Mit dem Wachstum des Instituts vergrößern sich auch die Buchbestände, bis schließlich 14 voneinander unabhängig organisierte Abteilungsbibliotheken entstanden sind.

1989 sind die 14 Abteilungsbibliotheken zur “Bibliothek des Osteuropa-Insituts” geworden. Hier erfahren Sie noch mehr über die Bibliothek des Osteuropa-Instituts.

Bücheraustausch 1952

Das heutige Westinstitut in Posen

Das heutige Westinstitut in Posen
Bildquelle: Radomil talk

Seit seiner Gründung bemühte sich das OEI um die Internationalisierung. 1952 initiierte das OEI einen Bücheraustausch mit dem nur 250 km östlich gelegenen Westinstiut (Instytut Zachodni) in Posen (Poznań). Dieser begann nur 4 Monate nach der Eröffnung des OEI - in einem so frühen Stadium also, dass OEI-seitig noch keine eigenen Publikationen vorlagen, welche nach Poznań hätten geschickt werden können. Georg Kennert begründete in einem Brief an das Westinstitut, dass „unser [das OEI] Publikationsprogramm erst im Frühsommer anlaufen wird“.

OEI und „Kalter Krieg“: Das Marxismus-Leninismus-Projekt (1954–1964)

Franz Neumann

Franz Neumann
Bildquelle: Rechte sind unbekannt

Das Marxismus-Leninismus-Projekt bildete einen wichtigen Meilenstein in der Internationalisierung des Osteuropa-Instituts und einen bedeutenden Forschungsbeitrag. Das Projekt wurde in enger Kooperation mit US-amerikanischen Osteuropaforschenden („Russian Studies“) durchgeführt und untersuchte die ideelle Grundlage der osteuropäischen politischen und wirtschaftlichen Ordnungen – den Marxismus-Leninismus – sowie dessen Entfernung vom ursprünglichen marxistischen Denken. Herbert Marcuse, einer der wichtigsten Protagonisten des Projekts, formulierte es folgendermaßen: „In my view, there is still no adequate comprehensive critique of Marxism as an intellectual and political force, in its various ramifications and applications” (1957).

Garystraße 55

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0049-01

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0049-01

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0049-04

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0049-04

1959 wird finanziert durch Spenden der Ford- und Rockefeller-Foundation mit dem Bau des neuen Osteuropa-Instituts in der Garystraße 55 begonnen.

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Slg., RF0000-85

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Slg., RF0000-85

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0364-06

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0364-06

Gemeinsam mit dem Otto-Suhr-Instituts in der Ihnestraße 21 ist das neue Osteuropa-Institut vom Architekten Werner Klenke als ein zusammengehöriges Gebäudeensemble geplant.

Einweihung

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0074-05

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0074-05

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0074-08

Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, Foto-Sig. RF0074-08

Am 5. Juni 1961 wird das Institut vom Regierenden Bürgermeister Berlins, Willy Brandt, eingeweiht. 

1960er Jahre am Osteuropa-Institut

Dutschkes. Hochzeitsfoto

Dutschkes. Hochzeitsfoto
Bildquelle: Private Bildaufnahme von Gretchen Dutschke-Klotz

Die 1960er Jahre waren in vielerlei Hinsicht eine Zeit des Aufbruchs: die Proteste gegen den Vietnamkrieg, die Antiautoritäre Bewegung, demokratische Aufbrüche im Osten, die Niederschlagung des Prager Frühlings. Neue Lebensweisen wurden gefordert und ausprobiert. Studentinnen und Studenten in Berlin waren besonders aktiv in dieser Bewegung. Viele bekannte Namen sind eng mit der FU Berlin verbunden.

Auch am Osteuropa-Institut fand dies seinen Niederschlag. Allerdings stand das Institut nicht so im Zentrum der Proteste wie das benachbarte Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft. Zugleich wandelte sich der Blick auf Osteuropa. Nur zwei Jahre später erkannte die Bundesrepublik mit der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags die deutsche Ostgrenze 25 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs an. Willy Brandts Kniefall in Warschau vor dem Mahnmal im ehemaligen Ghetto markierte eine neue Phase der Auseinandersetzung mit der deutschen Schuld.

Abkommen mit der Staatlichen Universität Sankt Petersburg

Die heutige Staatliche Universität Sankt Petersburg

Die heutige Staatliche Universität Sankt Petersburg
Bildquelle: Alexander Savin

Ein Meilenstein der Internationalisierung war das 1986 abgeschlossene Abkommen mit der Shdanov Universität in Leningrad, heute die Staatliche Universität Sankt Petersburg. Als erste profitieren konnten damals Peter Jahn und Eckhard Matthes, beide zu der Zeit Doktoranden am OEI. Diese Vereinbarung erwies sich als fruchtbar und wurde nicht nur fortgesetzt sondern über die Jahre kontinuierlich ausgebaut.

Die letzte Exkursion in die Sowjetunion

Exkursionsverlauf von 1991

Exkursionsverlauf von 1991
Bildquelle: FU Berlin, UA, Bestand ZI OEI, Sig. 271a

Im Juli 1991 fand die letzte Exkursion von vielen in die Sowjetunion statt. 20 Studierende der Abteilung Skandinavistik und des OEI reisten für 14 Tage nach Skandinavien und in die UdSSR. Ziel war es, Ansatzpunkt, Hemmnisse als auch Perspektiven in der multilateralen Zusammenarbeit aufzuzeigen. Dies fand kurz vor dem darauffolgenden Augustputsch statt.

Graduiertenkolleg 1991

Bildquelle: Kateryna Gamolina

Bildquelle: Kateryna Gamolina

Das Osteuropa-Institut begleitete die Prozesse der Perestrojka und der Transformationsperiode intensiv. 1991 rief es das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg "Die Umgestaltung der gesellschaftlichen Systeme in Ost- und Südosteuropa seit den 80er Jahren und ihre historischen Voraussetzungen" ins Leben. Bis 1997 wurde hier in interdisziplinärer Perspektive wegweisende Forschung zum Wandel in sozialen Lebenswelten, Geschichtsbewusstsein, medialen und politischen Systemen geleistet. Hier gelangen Sie zu der Bibliographie der im Rahmen des Graduiertenkollegs zur Transformation in den 1990er Jahren entstandenen Werke.

Wir haben mit ehemaligen StipendiatInnen des Graduiertenkollegs Interviews über ihre Zeit am OEI geführt. Diese finden Sie hier.

Hochschulsekretariat im Wandel der Zeit

Stellenausschreibung 15-12-2002

Stellenausschreibung 15-12-2002

Das 70jährige Jubiläum des OEI ist für die Mitarbeiterinnen in den Sekretariaten Anlass zurückzuschauen, um zu rekapitulieren, wie sich unsere Arbeit im Laufe der Zeit verändert hat.

Mit der Arbeit einer Sekretärin in den 50er Jahren hat das, was die Sekretariate heute leisten, nur noch wenig zu tun. Als multitaskingfähige Assistentinnen mit vielseitigen Aufgaben und weitaus höherer Verantwortung als zuvor, sind die Sekretärinnen aus den Vorzimmern der Hochschulprofessor*innen nicht wegzudenken.

Einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Sekretariatsarbeit nicht nur am OEI sowie Interessantes aus dem Arbeitsalltag können Sie hier nachlesen.

Anschauliche Beispiele des Wandels in den Sekretariaten liefern die Interviews mit zwei ehemaligen Sekretärinnen des Osteuropa-Instituts, die Sie hier finden: das Interview mit Natalja Eisenblätter und das Interview mit Diana Nikolova.

  

Ein Kind des Kalten Krieges: Jubiläums-Ausstellung

Gertrud Pickhan und die Ausstellung

Gertrud Pickhan und die Ausstellung
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Am 1.11.2021 wurde die Ausstellung „70 Jahre OEI“ mit einer Festveranstaltung eröffnet, die bis zum 30.11.2021 im Henry-Ford-Bau lief. Die Ausstellung warf Schlaglichter auf die Geschichte des Instituts seit seiner Gründung 1951.

Am 24.09.2021 ist ein Artikel über die Ausstellung in der aktuellen FU-Tagesspiegel-Beilage erschienen, in dem die Kuratorinnen Prof. Dr. Gertrud Pickhan und Dr. Alina Bothe sowie der Ko-Kurator Tom-Aaron Aschke von der Entstehung der Ausstellung berichten. Den ganzen Artikel können Sie gerne hier lesen.