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Reinventing Eastern European Women

Osteuropa – was ist das? Hinter diesem Begriff verbergen sich viele verschiedene Sichtweisen und Vorstellungen, die dieses Konstrukt Osteuropa vielfältig definieren und hierdurch erst beleben. Der Projektkurs „Reinventing Eastern Europe“ sensibilisierte uns für die Schwierigkeiten, welche der Versuch einer Definition mit sich bringt. Es wurde vor allem die Frage danach aufgeworfen, was dieses Osteuropa nun ist: ein geographisch, wirtschaftlich, linguistisch, historisch oder kulturell abgrenzbarer Raum?

Das Team des Projekts „Reinventing Eastern European Women“ wollte direkt an diesem Punkt weiterarbeiten. Wir konkretisierten das Thema und befassten uns mit den osteuropäischen Frauen – den Osteuropäerinnen, besonders mit den Polinnen und Russinnen. Auch diese sind ein Konstrukt, durch den täglichen Sprachgebrauch kreiert und so gesellschaftlich anerkannt. Bereits die Existenz und die Verwendung dieses Begriffs zeigen, dass es eine Osteuropäerin, zumindest im Bewusstsein der Menschen, geben muss. Allein das Wort ruft verschiedene Stereotype hervor, denen wir auf den Grund gehen wollten, um sie – wenn möglich – zu dekonstruieren.

Matroschkas Reise in den Westen

Im ersten Schritt wollten wir filmisch einfangen, welche Stereotypen es über den osteuropäische Frauen gibt. Der Kurzfilm mit dokumentarischem Charakter begibt sich dabei an die verschwommene Grenze zwischen Ost und West. Es kommen Alltagsstimmen zu Wort, welche die Osteuropäerin zwischen Lippenstift und Feminismus, irgendwo zwischen Emanzipation und Unterdrückung zu finden glauben. Wir führten zudem Gespräche mit Frauen aus Polen und Russland und konfrontierten sie mit verschiedenen Stereotypen. Doch konnten wir unter den Frauen aus Osteuropa, die mittlerweile ihre eigene Lebenswelt und ihr Frausein im Westen gestalten, die wahre Osteuropäerin nicht finden. Stattdessen haben wir Frauen kennen gelernt, die sich gegen Stereotype zur Wehr setzen und entgegen diese ihre eigenen Lebenswege beschreiten.

In einem zweiten Schritt fand die akademische Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Die Ergebnisse einer eigenen wissenschaftlichen Analyse trug das Projektteam in einem „Erzählcafé“ zusammen: Der Film „Matroschkas Reise in den Westen“ wurde im Rahmen des Erzählcafés vorgeführt und diente als Grundlage für die nachfolgende interessante und lebhaft geführte Podiumsdiskussion. Hierfür luden wir polnische, russische und deutsche Frauen aus verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen ein, um mit uns die Geheimnisse der Osteuropäerin zu entschlüsseln. Zusätzlich näherten wir uns in diesem Erzählcafé dem Emanzipationsbegriff, der den Mittelpunkt aller bestehenden Stereotype darstellt.