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Das Meer der beweglichen Grenzen: 25 Jahre nach Ende des Ost-West-Konflikts

News vom 28.09.2015

Kaum eine Region hat das Selbstverständnis Europas und seiner Grenzen so herausgefordert wie das Schwarze Meer. Das „ungastliche Meer“ war in der griechischen Antike Inbegriff des Fremden, des am Ende der zivilisierten Welt gelegenen Raums, dessen Küsten von „barbarischen“ Reiternomaden bevölkert waren. In der jüngeren Zeitgeschichte war es ein toter Raum zwischen den westlichen und östlichen Machtblöcken des Kalten Kriegs. Hier verliefen die Grenzen zwischen den Militärblöcken, etwa zwischen dem NATO-Mitglied Türkei und dem sowjetischen Georgien oder dem sozialistischen Rumänien. Als diese Grenzen in den 1990er Jahren durchlässig wurden, entwickelte sich das Schwarze Meer wieder zu einer intensiven Zone kultureller, sozialer und politischer Verbindungen (zum Beispiel zwischen christlich und muslimisch geprägten Kulturen oder mit der Gründung der Organisation of the Black Sea Economic Cooperation), aber auch neuer Nationalismen und Regionalismen. Die Europäische Union hat sich mit ihren neuen Mitgliedstaaten zum Anrainer des Schwarzen Meers gemacht und steht dort in Konkurrenz zur Eurasischen Wirtschaftsunion. Schließlich liegt das  Schwarze Meer heute im geopolitischen Epizentrum neuer kriegerischer Konflikte (man denke nur an die immense Bedeutung der Schwarzmeerküste und der Krim im aktuellen Ukrainekonflikt).

25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs befindet sich die Region weiterhin im Wandel. Die einzelnen Staaten durchlaufen einen Selbstfindungsprozess zwischen Demokratisierung, möglicher EU-Mitgliedschaft oder einer Abgrenzung zu der gesamteuropäischen Institution und ihren Mitgliedsstaaten. Welche Zugkraft hat ein alternatives Integrationsmodell wie bspw. die Eurasische Union? Wie positionieren sich also die verschiedenen Staaten und warum? Wie sehen sich die Region und ihre Bewohner/innen heute? Was wünschen sie sich für ihre Zukunft, für ein friedliches Zusammenleben? Welchen Handlungsbedarf sehen sie? Wie sollte künftig eine (EU-) Schwarzmeer-Politik aussehen, nicht zuletzt, um aktuelle Konflikte zu lösen und zukünftige zu verhindern? 

In Hinblick auf den Themenschwerpunkt der diesjährigen Lernwerkstatt bildeten sich zu Beginn des Semesters 16 Projektgruppen. Aktuell befinden sich die Gruppen in der Planungs- und Organisationsphase. Die Arbeitstitel der Projekte der Lernwerkstatt des akademischen Jahres 2015/2016 lauten wie folgt:

  1. Active Youkraine
  2. Alltag in Transnistrien erFAHREN
  3. Ausgegrenzt – Entrechtet – Verfolgt. Kurdische Binnenflüchtlinge in Istanbul.
  4. Beyond the Sea: Eine Dichterische Reise um das Schwarze Meer
  5. Das Geheimrezept der Krim
  6. Die Rolle der Kirche in der Ukraine-Krise
  7. Forgotten Kars – Mit Orhan Pamuk auf den Spuren einer vergessenen Stadt
  8. FrauSein über Grenzen hinweg
  9. One Caucasus FM
  10. Polnische Migrationspolitik: Zwischen Gastfreundschaft und Fremdenhass
  11. Sanktionen ein Gesicht geben
  12. #SotschiAufDerLeine
  13. TourOsten in Bulgarien
  14. Von offenen zu geschlossenen Grenzen? – Ungarn für Alle
  15. Wall of Fame – Mural Arts from Poland
  16. Georgiens Weinbrücke nach Europa