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Der Macht des Wortes auf der Spur

Kurzfassung der Magistraarbeit

Der Macht des Wortes auf der Spur

Literaturtheoretische Spurensuche und diskurskritische Analysen zu Dmitrij A. Prigov

Salzburg 1994, 183 S.

 

Nachdem Arbeiten des Schriftstellers und Künstlers Dmitrij A. Prigov (*1940) schon ab den siebziger Jahren im Tamizdat erschienen sind und Mitte der achtziger Jahre eine erste intensive Rezeptions-, Übersetzungs- und Editionsstätigkeit v.a. durch die deutschsprachige Slawistik eingesetzt hatte, ging es in dieser Arbeit nur sekundär darum, einen ‚neuen‘ bzw. unbekannten Künstler vorzustellen, seinem Werk Raum zu verschaffen.

Vielmehr stand die theoretische Fragestellung, mit deren Hilfe Bedeutung und Sinn in der literarisch-künstlerischen Praxis Dmitrij A. Prigovs erschlossen werden könnte, im Mittelpunkt.

Den Ausgangspunkt dafür bildeten Jacques Derridas Kritik des Logo- und Phonozentrismus, sowie Michel Foucaults Diskurstheorie. Mit Hilfe dieser Theoreme sollte die Hypothese der Arbeit, wonach es sich im Werk Prigovs um eine literarische Dekonstruktion eines diskursiven wie künstlerischen Logozentrismus handle, verifiziert werden.

In diesem Sinne läßt sich die Arbeit in zwei große Bereiche gliedern: In die theoretische Spurensuche der Kapitel 1-4 und in die Analysen konkreter Texte Prigovs in den Kapiteln 5-8. Das vierte Kapitel stellt eine Brücke zwischen den beiden großen Abschnitten dar: Hier wird die Problematik der Unterscheidung und Gegenüberstellung von primären und sekundären – primärsprachlichen und metasprachlichen – Diskursen wie jene von Praxis und Theorie diskutiert, indem die bisher verfolgten Spuren in der literarischen wie theoretischen Diskussion des 20.Jahrhunderts zusammengefaßt und erstmals durch das Prisma zentraler Fragestellung der Ästhetik des Moskauer Konzeptualismus betrachtet werden. In den vier Kapiteln des zweiten Abschnittes werden folgende Texte, bzw. Textkorpui analysiert: Die Abschrift des „Evgenij Onegin“ (Kapitel 5: „Der endgültige Kommentar“); die Alphabettexte (Kaptiel 6: „Zwischen Logos und Golos“), Genesen einer lyrisch-literarischen Subjektivität (Kapitel 7: „Poet ohne Persönlichkeit“) und schließlich der Gedichtszyklus „Fünfzig Blutströpfchen in einem absorbierenden Milieu“ sowie einige graphische Arbeiten (Kapitel 8: „Spuren“).

Im Ergebnis haben die Analysen gezeigt, in welcher Weise das postmoderne literarische Schaffen Dmitrij A. Prigovs in der russischen und sowjetischen Literatur des 2O.Jahrhunderts zu verorten ist: Es ist ein paradoxales, ent-dichtetendes Beschreiben und Beschriften, ein metapoetisches Anfechten jeglicher Pose, wodurch im wesentlichen markante Positionierungen feststellbar werden. Realisierte Prosaisierung in einer Formensprache und Programmatik des Lyrischen, die ihresgleichen suchen. Die Hypothese „literarische Dekonstruktion“ erwies sich als verifizierbar.