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Christina Ernst (ZfL): "Schreibformen der Autosoziobiographie"

05.07.2021 | 12:15 - 13:45
Christina Ernst

Christina Ernst
Bildquelle: Dirk Naguschewski (ZfL)

Öffentlicher Gastvortrag im Rahmen des Seminars "Schreiben über die soziale Klasse" (Leitung: Irine Beridze)

Fragen zur Klassengesellschaft werden gegenwärtig häufig anhand literarischer Erscheinungen diskutiert. Dabei stehen vor allem solche Texte im Fokus, in denen sog. „transclasses“ (Jaquet) von ihrer Herkunft aus der Arbeiter*innenklasse erzählen. Autor*innen wie Annie Ernaux (La place, 1983), Didier Eribon (Retour à Reims, 2009), Edouard Louis (En finir avec Eddy Bellegueule, 2014), Christian Baron (Ein Mann seiner Klasse, 2020) oder Deniz Ohde (Streulicht, 2020) verknüpfen autobiographisches Erzählen mit soziologischen Analysen der bestehenden Sozialverhältnisse; Ernaux nennt diese Schreibweise „autosoziobiographisch“. Als hybride Textsorte zwischen Literatur und Soziologie will die Autosoziobiographie soziale Wirklichkeit darstellen und Kritik an Machtverhältnissen üben – in der Gesellschaft wie in der Literatur. Der Vortrag untersucht die literaturtheoretischen Implikationen einer solchen „littérature de confrontation“ (Louis) und geht den postulierten wie auch implizit in den Texten angelegten Strategien einer widerständigen Wiederaneignung der literarischen Sprache für die Theoriebildung zu sozialen Klassen nach.

Christina Ernst ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) in Berlin im Forschungsprojekt "Stadt, Land, Kiez. Nachbarschaften in der Berliner Gegenwartsliteratur". Sie schreibt am Institut für Romanistik der Universität Wien an einem Dissertationsprojekt zur Autosoziobiographie.

 
Der Vortrag findet online via Webex statt.
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