Topos Krim
Dozent/in | Prof. Dr. Susanne Strätling |
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Institution | Universität Potsdam |
Webadresse | |
Raum | Am Neuen Palais 1.11.2.27 |
Beginn | 16.10.2018 | 10:00 |
Zeit | Dienstag 10 - 12 Uhr |
Als Igor Sid Mitte der 1990er Jahre in Moskau den „Krymskij klub“ aus der Taufe hob, war ein wesentliches Anliegen dieser künstlerisch-literarischen Vereinigung, geopolitische Stratageme durch geopoetische Experimente abzulösen: „So stellt der Klub“, heißt es in den Statuten, „dem Diskurs der ›Wiedervereinigung der Ukraine mit Russland‹ den geopoetischen Dialog entgegen.“ Zwanzig Jahre später hat die Annexion der Krim im März 2014 mit imperialer geopolitischer Geste diesen Dialog gekappt. Umso notwendiger ist es, das Anliegen der Geopoetik aufzunehmen und nach den Formen und Funktionen der Krim als kulturellem und kommunikativem Knotenpunkt zu fragen.
Als analytischer Leitfaden dient uns dazu der Begriff „Topos“: Im ersten Teil des Seminars verständigen wir uns zunächst über topologische Konzepte, in denen die Mehrdeutigkeit des Begriffs im Sinne von ‚Ort‘, ‚Thema‘ oder auch ‚Gemeinplatz‘ (common place) zum Tragen kommt, bevor wir uns dann in historischer Perspektive ansehen, wie die Krim in Text und Bild als Schauplatz kolonialer Aneignung, kriegerischer Auseinandersetzung, kontrafaktischer Geschichtsschreibung oder sozialmedizinischer Hygiene (‚Kurort Krim‘) verhandelt wird. Vor dem Hintergrund dieser kulturhistorischen Befunde wenden wir uns schließlich letzten Teil des Seminars aktuellen Ereignissen zu, konkret den kulturpolitischen und medialen Appropriationen im Zuge und Gefolge der Annexion.
Materialien des Seminars werden sein: literarische Texte von der Romantik (Goethe, Puškin, Mickiewicz) über den Realismus (Tolstoj) und die Moderne (Čechov, Ukrainka) bis in die Gegenwart (Aksenov, Kinsky/Chalmers, Petrowskaja, Sid, Zhadan), Fotografie und Film (Fenton, Marchenko, Mikhailov, Pimanov, Ridnyi usw.), aber auch kulturhistorische Sachdokumente (Dekret „Ob ispol’zovanii Kryma dlja lečenija trudjaščichsja“) und jüngere publizistische Quellen. Alle Materialien werden seminarbegleitend im Moodle bereitgestellt.