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Roman, Historie, Militärtheorie: Tolstojs „Krieg und Frieden“ in theoretisch-komparatistischer Perspektive

(5260110HU)

TypSeminar
Dozent/inKirill Ospovat
InstitutionHumboldt-Universität
Webadresse
SpracheDeutsch
RaumDorotheenstraße 65 Raum 561
Beginn24.10.2016 | 16:00
Zeit

Mo, 16:00-18:00

Das Seminar untersucht weit greifende, mehrere europäischen Literaturen umfassende historisch-literarische Kontexte von Tolstojs „Krieg und Frieden“ als Schlüssel zum einmaligen genrepoetischen Aufbau des Buchs. Die von Tostoj gewählte napoleonische Epoche als Thema und Schauplatz für Kollisionen, die sich teilweise außerhalb der historisch-militärischen Ereignisse entfalten, führt nicht nur auf Gattungskonventionen des historischen Romans zurück, sondern auch auf vielfältigen und darstullengstheoretisch aufgeladenen Reaktionen der europäischen Literaturen auf Napoleons Feldzüge und nationale „Befreiungskriege“. Die Verflechtung und Zusammenstoß der intimen Gefühlskulturen mit episch-massenhaften Kriegsdarstellungen, der Liebesanalyse mit der Ideologie des Volkskrieges, wird als zentrales Verfahren der Kriegsliteratur aufgefasst und auf zwei Ebenen erforscht: Einerseits werden Tolstojs Episoden und Tropen mit europäischen (Heinrich von Kleist) und russischen (Mikhail Lermontov) Parallelfallen nebeneinandergestellt. Andererseits wird die konzeptuelle Signifikanz der künstlerischen Praxis im Lichte verschiedener theoretischen Fragestellungen ausgelegt, von Militärtheorie (Carl von Clausewitz) und der Theorie des Partisanentums (Carl Schmitt) bis zur Romantheorie (Georg Lukács, Michail Bachtin). Voraussetzung für die Teilname ist eine gute Kenntnis von „Krieg und Frieden“. Alle Lektüren werden in deutscher Übersetzung zugänglich.