Von Mutter zu Tochter - Frauenkultur des 20. Jahrhunderts (Milena Jesenská, Jana Krejcarová)
(5260097HU)
Typ | Seminar |
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Dozent/in | Matteo Colombi |
Institution | Humboldt-Universität |
Webadresse | |
Sprache | Deutsch |
Raum | Dorotheenstraße 65 Raum 530, Sprachlabor |
Beginn | 24.10.2016 | 16:00 |
Zeit | Mo, 16:00-18:00 |
Das Seminar setzt sich mit zwei Schlüsselfiguren der tschechischen Frauenkultur des 20. Jahrhunderts auseinander, die wichtige Facetten der ostmittel- wie gesamteuropäischen Frauengeschichte ihrer Zeit veranschaulichen: Die Mutter Milena Jesenská (1896-1944) ist als Journalistin und Franz Kafkas Geliebte weltweit bekannt, wohingegen ihre Tochter Jana (Honza) Krejcarová (Černá) (1928-1981) als erotische Dichterin und Muse der Underground-Literatur vor allem der tschechischen Alternativkultur ein Begriff ist. Beide Frauen stehen für jeweils unterschiedliche emanzipatorische Verhalten: Erstere für zivilgesellschaftliches Engagement im Rahmen einer liberaldemokratischen Gesellschaft, Letztere für subversive Distanz in Bezug auf die sozialistische Welt. Ihre Differenzen (aber auch Ähnlichkeiten) betreffen nicht nur das Frauenbild, sondern auch ihre Auffassungen von Sexualität, Politik, Kultur und Literatur. Die beiden Figuren Milena und Jana sind zum einen in der polnischen Kultur rezipiert worden, u.a. in Anna Boleckas Roman „Kochany Franz“ (1999, Lieber Franz, dt. 2000) und Anna Militzs zuerst auf Tschechisch erschienener Biographie „Ani víru, ani ctnosti člověk nepotřebuje ke své spáse. Příběh Jany Černé“ (2015, Der Mensch braucht zu seiner Rettung weder Glauben noch Tugenden). „Milena“ und „Jana“ haben zum anderen die gesamteuropäische Kultur angeregt (siehe u.a. Margarete Buber-Neumanns Biographie „Milena, Kafkas Freundin“ und die italienische und französische Übersetzung von Krejcarovás Gedichten unter dem Titel „In culo oggi no“ (1992) und „Pas dans le cul aujourd’hui (2014, In den Arsch heute nicht). Teil des Seminars werden je nach Möglichkeit eine Sitzung mit der Krejcarová-Übersetzerin Martina Lisá und/oder mit der polnischen Krejcarová-Biographin Anna Militz sein. Beide Sitzungen haben Workshopscharakter (Warum und wie übersetzt man? Warum und wie schreibt man eine Biographie?) Kenntnisse der tschechischen bzw. polnischen Sprache sind für das Seminar genauso willkommen wie Italienisch- und Französischkenntnisse – aber nicht erforderlich.