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Rohstoffe des Erzählens

(16419)

TypHauptseminar
SpracheDeutsch
SemesterWiSe 2015/16
Veranstaltungsumfang2 SWS
Maximale Teilnehmerzahl28
RaumHabelschwerdter Allee 45 KL 29/207
Beginn19.10.2015 | 10:00
Zeit

Mo 10:00-12:00

Zielgruppe

Dieses Seminar richtet sich an Studierende des Studiengangs Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL) sowie an Studierende des Studiengangs Osteuropastudien (OEI).

Eine der am häufigsten verwendeten komparatistischen Analysekategorien ist die des Stoffes, erlaubt sie doch die Systematisierung von Texten der Weltliteratur nach Motiven und thematischen Substraten. So werden einerseits zeitlich und kulturell oft weit auseinanderliegende Werke um Stoffkreise wie etwa "Brudermord" oder "Liebestod" gruppierbar, andererseits kann vom "Fauststoff" oder "Antigonestoff" gesprochen werden, um Zugehörigkeiten zu markieren und semantische wie strukturelle Vergleichbarkeit herzustellen.

Deutlich weniger etabliert ist die Rede von Rohstoffen der Literatur. Sie zielt nicht auf die Identifikation von stabilen semantischen Konstellationen, die sich literaturgeschichtlich jeweils neu aktualisieren lassen, sondern auf die Frage nach den metapoetischen Reflexionen von Materien und Materialitäten der Literatur. Woraus speist sich das literarische Erzählen? Lässt sich hier von Energieträgern als Ressourcen des Erzählens sprechen? Und wie definiert eine veränderte Perspektive auf den Stoffbegriff als 'Rohstoff' das klassische Problem des Stoff-Materie-Verhältnisses um?

Diese Fragen werden wir am Beispiel folgender Texte diskutieren: Johann Wolfgang von Goethe: Über den Granit (1784); Adalbert Stifter: Granit (1853); Anton Cechov: Die Steppe (Step', 1888); Fedor Gladkov: Zement (Cement; 1925); Konstantin Paustovskij: Kara-Bugas (1932); Nikolaj Ostrovskij: Wie der Stahl gehärtet wurde (Kak zakaljalas' stal'; 1932-34); Nikolaj Azaev: Fern von Moskau (Daleko ot Moskvy; 1946-48); Ernst Jünger: Besuch auf Godenholm (1952); Bohumil Hrabal: Allzulaute Einsamkeit (Prílis hlucná samota; 1980); Jörg Fauser: Rohstoff (1984); Vladimir Sorokin: Der himmelblaue Speck (Goluboe salo; 1999); Aleksandar Hemon: The Bees, Part I (2009)