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Manipulierte Umwelten: Ökozid und Ecocriticism in Literatur und Film

Im Wintersemester bietet der Arbeitsbereich Kultur das Seminar „Manipulierte Umwelten: Ökozid und Ecocriticism in Literatur und Film“ mit integrierter Exkursion zum Festival des osteuropäischen Films nach Cottbus an. Der Fokus der Exkursion liegt dabei auf der neuen von Irine Beridze und Susanne Strätling ko-kuratierten Festivalsektion „EcoEast“.

 

Worum geht es im Seminar?

Seit Anfang der 2000er Jahre debattieren die Kulturwissenschaften darüber, welche Konsequenzen der Eintritt in das Anthropozän für die Konzepte von „Natur“ und „Umwelt“ hat. Die Annahme, es gebe eine Natur außerhalb technomorpher, anthropogener Überformung, ist dabei zunehmend fragwürdig geworden. Das signalisiert etwa die Rede von einer „ecology without nature“ (Morton) oder auch einer „dritten Natur“ (Böhme). Das Anthropzän generiert eigene Erzählungen und Bilder von ökologischen Räumen, die wahlweise als Kulturlandschaft, als Lebensraum, als Naturschutzgebiet oder als Zonen industrieller Desaster erfahrbar werden.

Im Seminar nähern wir uns diesen manipulierten Umwelten zunächst mit einigen begrifflichen Klärungen (u.a. Ecocriticism, Gaia-Hypothese, Natural Imaginaries), um uns dann ausgewählten Fallstudien aus Literatur und Film zuzuwenden. Zum Material gehören dabei Climate Fiction (Andrej Platonov: „Dshan“) ebenso wie Verarbeitungen ökologischer Katastrophen (Oles‘ Hončar: „Zyklon“, Hamid Ismaïlov: „Wunderkind Erjan“, Svetlana Aleksievič: „Tschernobyl“).

Kernstück des Seminars ist eine dreitätige Exkursion zum Festival des osteuropäischen Films in Cottbus Anfang November, auf dem in diesem Jahr die von der Mediothek des Osteuropa-Instituts mitkuratierte Reihe „EcoEast“ gezeigt wird.

Die aktive und regelmäßige Teilnahme erbringen Sie durch das Verfassen eines Eintrags für den Festivalblog sowie durch Übernahme eines Impulsreferats. Alternativ zum Referat können Sie eine Festivalrezension verfassen, die ggf. auf der Plattform novinki.de publiziert werden kann.

Da die Exkursion nach Cottbus zeitintensiv ist, endet das Semester bereits mit der Weihnachtspause. Im Januar und Februar finden keine Sitzungen mehr statt.

 

Wie ist die Exkursion ins Seminar integriert?

Die Exkursion findet in der vierten Semesterwoche statt. Wir bereiten uns darauf in den ersten Seminarsitzungen vor allem durch Einführungen in Schlüsselbegriffe und Konzepte des Ecocriticism vor (Lektüre von Büttner, Latour, Luhmann, Rueckert u.a.).

Am Mittwoch, d. 9.11. reisen wir mit dem Zug nach Cottbus und kehren am Samstag, d. 12.11. zurück. In Cottbus konzentrieren wir uns auf die Sektion „EcoEast“ mit 2-3 Screenings pro Tag. Da alle Exkursionsteilnehmer*innen eine Akkreditierung für das Festival erhalten, sind Sie frei, zusätzlich weitere Filme nach Ihren Interessen zu besuchen.

Im Anschluss an die Exkursion zum Filmfestival werden wir uns im Seminar dann vor allem literarischen Fallstudienzuwenden. Dazu gehören Svetlana Aleksievičs Černobyl-Dokumentation, Oles‘ Hončars Katastrophenroman „Der Zyklon“, Andrej Platonovs Dürre-Erzählung „Dshan“ und Hamid Ismaïlovs Roman „Wunderkind Erjan“ über ein von Atombombentests verseuchtes Kasachstan.

 

Was findet auf dem Festival statt?

Das Festival verfügt über 10 Sektionen, von denen sich eine der filmischen Auseinandersetzung mit der Manipulation von (Um)Welten widmet. Die Sektion „EcoEast“ ist in diesem Jahr vom OEI mitkuratiert worden und widmet sich vor allem dem georgischen Film.

Am Leitfaden von neun Dokumentar- und Spielfilmen lässt sich in der Sektion verdichtet verfolgen, wie sich seit den 1930er Jahren ökologische Konzepte zwischen antiker Mythologisierung, sozialistischer Modernisierung und neoliberaler Globalisierung zerspannen.

Gezeigt werden u.a. historische Stummfilme (Ujmuri, 1935), Dokumentationen aus der Sowjetzeit (Kolchida, 1967), vor allem aber neuere Filme, die sich dem Bau der Pipeline Baku-Tbilisi-Ceyhen widmen (The Pipeline Next Door, 2005), dem Bau eines Tunnels für die neue Silk Road (A Tunnel, 2019), aber auch dem energieintensiven Mining von Kryptowährung (The Harvest, 2019).

Alle Filme sind begleitet von Filmgesprächen mit Regisseur*innen und Filmkritiker*innen.

 

Organisatorische und finanzielle Details

Für die Reise wird ein Kostenzuschuss bei der Fakultät beantragt, der die Kosten für Unterkunft im Hotel sowie für die Akkreditierung decken soll. Die Exkursionsteilnehmer*innen kommen selbst für die An- und Abreise per Zug (Kosten Stand 29.8.22: 31 Euro pro Person) sowie für ihre Verpflegung während der Festivaltage auf.

Um den Zuschuss rechtzeitig zwei Monate vor der Exkursion beantragen zu können, ist für das Seminar eine verbindliche Anmeldung bis zum 8.9.2022 bei susanne.straetling@fu-berlin.de erforderlich.

Seminar und Exkursion können nur gemeinsam belegt werden. Ein Besuch des Seminars ohne Teilnahme an der Exkursion ist nicht möglich, ebenso setzt die Teilnahme an der Exkursion den Besuch des Seminars voraus.

Bitte melden Sie sich ebf. unter dieser Adresse, wenn Sie Fragen zu Seminar und Exkursion haben.