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Reiseberichte osteuropäischer Autorinnen aus der Zwischenkriegszeit

Larisa Rejsner (1925): Afganistan. Moskva Gosudarstvennoe izdatel’stvo. S. 10

Larisa Rejsner (1925): Afganistan. Moskva Gosudarstvennoe izdatel’stvo. S. 10

Marina Sivak (Dissertationsprojekt)

In dem Dissertationsprojekt wird die Reiseliteratur von Osteuropäer:innen untersucht, insbesondere die Reiseberichte aus der Zwischenkriegszeit, die Reisen außerhalb Europas dokumentieren. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Genderperspektive, da Frauen eine andere soziale Stellung einnehmen und ihre Reiseerfahrungen und -darstellungen unterschiedlich geprägt sein können. Die bisherige Forschung hat die postkoloniale Theorie und die Verbindung von Postkolonialismus und Gender in der slavistischen Forschung wenig behandelt, was ein Desiderat darstellt. Die Dissertation beabsichtigt, diese Lücke zu füllen und untersucht die Werke von Autorinnen wie Larisa Rejsner und Sofija Jablonska, um alternative Sichtweisen und Erfahrungen in Bezug auf Reiseberichte zu betrachten.

Die Wahl der Zwischenkriegszeit als Zeitperiode ergibt sich aus den globalen Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa sowie dem Interesse der Moderne an fernen Ländern. Die Reisenden aus dieser Region waren von imperialen Mächten auf unterschiedliche Weise beeinflusst, was ihre Selbstpositionierung in den kolonialisierten Gebieten Asiens spannend macht. Die Untersuchung der Begrifflichkeit der Reise und anderer Formen der Mobilität ist dabei ebenfalls von Bedeutung.

Die Reiseberichte von Larisa Rejsner und Sofija Jablonska werden näher analysiert, wobei Rejsner den offiziellen Diskurs des russländischen bzw. sowjetischen Imperialismus weiterträgt, während Jablonska als Gegenerzählung aus einem bedrohten Land betrachtet werden kann. Weitere Texte von Reisenden werden ebenfalls einbezogen, um einen breiteren Einblick in die Reiseerfahrungen und -darstellungen in der Zwischenkriegszeit zu erhalten.

Es werden verschiedene Fragen aufgeworfen, darunter die Rolle von Gender in den Reiseerfahrungen und -darstellungen, die Unterschiede zu imperialistischen Reiseerzählungen, die Hierarchie des Raums und die Wahrnehmung der Dichotomie zwischen Westen und Osten. Zudem wird die Verwendung des Fragments und die Konstruktion von Identität und Authentizität in den Reiseberichten untersucht.