Filme des Monats | Juli 2025 | Das Srebrenica Tape (2025) und Quo Vadis, Aida? (2020)
News vom 14.07.2025
Das Srebrenica Tape (2025) und Quo Vadis, Aida? (2020)
Filmplakate "Quo Vadis, Aida?" und "Das Srebrenica Tape"
Die Zahl ist erschreckend: Mehr als 8000 Bosniaken, Angehörige der muslimischen Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina, wurden vom 11. bis 19. Juli 1995 von Soldaten der Republika Srpska sowie paramilitärischen Einheiten im Umfeld der Stadt Srebrenica ermordet – vor genau 30 Jahren. Der 11. Juli ist mittlerweile ein internationaler Gedenktag der Vereinten Nationen für die Opfer von Srebrenica. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien und der Internationale Gerichtshof stuften die Massenerschießungen als Völkermord ein, weil davon ausgegangen wird, dass die serbischen Truppen das Ziel hatten, die komplette männliche bosnisch-muslimische Bevölkerung der Gegend auszulöschen. In Bosnien-Herzegowina selbst hängt die Erinnerung an das Kriegsverbrechen indes stark von der ethnischen Herkunft ab. Anlässlich des 30. Gedenktages sind online gleich zwei Filme verfügbar, die sich auf unterschiedliche Art und Weise mit den Gräueltaten auseinandersetzen.
Das Srebrenica Tape
Regie: Chiara Sambuchi – Genre: Dokumentation – Jahr: 2025 – Sprachfassung: Deutsch – Dauer: 88 Minuten – Hier geht es zum Stream.
Die ARD zeigt die Dokumentation „Das Srebrenica Tape – Liebesbotschaft aus dem Krieg“ der italienischen Regisseurin Chiara Sambuchi. Der Film folgt Alisa, die während des Ausbruchs des Bosnienkriegs 1992 als Neunjährige in Srebrenica lebt. Ihre Eltern – der Vater ist Bosnier, die Mutter Serbin – bringen sie in Sicherheit zu den Großeltern ins serbische Ljubovija und kehren ohne die Tochter zurück nach Srebrenica. Bis Kriegsende wird Alisa kaum Kontakt zu ihren Eltern haben. Alisas Vater Sejfo, ein Hobby-Filmemacher, dreht in dieser Zeit für seine evakuierte Tochter einen vierstündigen Film. Dieser fängt den Alltag im Krieg sowie die Ängste und Hoffnungen der Menschen in Srebrenica ein, bevor er 1995 von Ratko Mladićs Truppen ermordet wird.
Dreißig Jahre nach den Massakern beschließt Alisa, mittlerweile in den USA lebend und selbst Mutter einer Tochter, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und an den Ort des Völkermords zurückzukehren. Der Film baut auf dem privaten Bildmaterial auf und verbindet dieses mit der Reise der Protagonistin, bei der ihre Fragen auf verdrängte und schmerzhafte Erinnerungen stoßen. Auch indem der Film diese Wunden wieder aufreißt, vermittelt er das Bedürfnis nach Antworten als grundlegende Dimension menschlicher Existenz. Die Doku ist bis zum 5. Januar 2026 verfügbar.
Quo Vadis, Aida?
Regie: Jasmila Žbanić – Genre: Spielfilm – Jahr: 2020 – Sprachfassung: Deutsch – Dauer: 104 Minuten – Hier geht es zum Stream.
Ab dem 23. Juli zeigt Arte Jasmila Žbanićs Oscar-nominierten Spielfilm "Quo Vadis, Aida?". Darin geht es um eine gleichnamige Lehrerin, die während des Bosnienkrieges für die UNO als Dolmetscherin arbeitet. Als Srebrenica umstellt wird, versucht Aida vergeblich, ihre niederländischen Vorgesetzten vom Ernst der Lage zu überzeugen. Anders als angedroht bleibt die UN jedoch untätig – und Srebrenica wird eingenommen. Nach ersten Hinrichtungen flüchtet sich die Zivilbevölkerung in einen als UN-Schutzzone ausgewiesenen Industriekomplex. Doch erneut werden die niederländischen Blauhelm-Soldaten von der UN-Führung im Stich gelassen. Das Chaos in der Schutzzone führt zur überstürzten Räumung. Zusagen, dass niemand zu Schaden kommen würde, erweisen sich als wertlos. Im Chaos dieser drei Tage, zwischen Dolmetscherpflichten und medizinischer Notversorgung, versucht Aida verzweifelt, ihren Mann und ihre Söhne zu retten.
Für die Aufarbeitung des Massakers von Srebrenica stützte sich Jasmila Žbanić auf das Erinnerungsbuch von Hasan Nuhanović („Under the UN Flag“), der als Dolmetscher Ähnliches erlebt hatte wie die fiktionale Figur Aida. Dabei verzichtet der Film auf das Zeigen expliziter Gewaltszenen, ohne damit aber dem Geschehen den Schrecken zu nehmen. Online ist der Film ab dem 23. Juli verfügbar und wird am 25. Juli um 01:05 Uhr regulär auf Arte ausgestrahlt.
Weiterführende Informationen:
- Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Miranda Jakiša ordnet die bosnische Rezeption des Films „Quo Vadis, Aida?“ in einem Betrag bei Geschichte der Gegenwart ein.
- Hasan Nuhanović hat die Niederlande 2011 wegen Mitschuld verklagt. Der Spiegel und Deutschlandfunk Kultur berichteten.
- Im Hörspiel "Srebrenica. Ich zählte mein Leben nur noch in Sekunden" interviewen Armin Smailovic und Branko Šimić sowohl ehemalige UN-Soldaten als auch Überlebende.
Mehr Informationen zu den Filmen der letzten Monate finden Sie auf der Website der OEI Mediothek.