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DKU Sommerschule 2025 | Tag 5

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov

Deutsches Theater Almaty

Deutsches Theater Almaty

Der Tag begann mit einem anregenden Vortrag von Prof. Robert Kindler zum Thema „Infrastrukturen und Repression“. Er stellte uns vor, wie repressive Systeme in der stalinistischen Ära Kasachstans Infrastrukturen wie Gefängnisse, Lager und Deportationsrouten benötigten, gestalteten und schufen. Besonders eindrucksvoll war die Diskussion über das GULag-System und das Karlag-Lager, wo Millionen von Menschen unter extrem harten Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Dieser Vortrag zeigte uns, wie tief politische Repression die Geschichte und sogar die Geografie Kasachstans geprägt hat. Prof. Kindler betonte auch die Rolle der Erinnerung und des Gedenkens und erklärte, wie das offizielle Schweigen über die Repression jahrzehntelang andauerte. Erst in der Perestrojka konnte diese Geschichten offen untersucht und erinnerte werden. Dies erinnerte uns daran, wie wichtig historische Reflexion für die Gestaltung der kollektiven Identität einer Nation ist.

Anschließend gab uns Herr B.K. Sultanov eine Einführung in die kasachische Geschichte. Er erklärte, wie die kasachische Nation aus vielen verschiedenen Stämmen entstand und wie sich das kasachische Khanat zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert entwickelte. Wir erfuhren auch etwas über die Kämpfe gegen die Dzungaren-Invasionen und später über den komplexen Prozess der Integration in das Russische Reich. Herr Sultanov betonte, dass Geschichte objektiv und nicht als Instrument der Politik studiert werden sollte, und hob hervor, wie die Vergangenheit Kasachstans weiterhin seine gegenwärtige Identität prägt. Er wies darauf hin, dass die Erfahrungen Kasachstans unter russischer Herrschaft sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich brachten: Während traditionelle Strukturen zerstört wurden, entstanden neue Formen der Bildung, des Handels und des städtischen Lebens. Dies brachte uns dazu, darüber nachzudenken, wie vielschichtig und komplex Geschichte immer ist und welch vielfältige Perspektiven sie bietet.

Nach den Vorträgen führte uns unsere kasachische Lehrerin, Frau Soltanbekova, zum ehemaligen Wohnhaus und Museum des Schriftstellers Mukhtar Auezov. Dort erfuhren wir mehr über seine wichtige Rolle in der kasachischen Literatur und Kultur. Beim Rundgang durch sein erhaltenes Arbeitszimmer und beim Anblick seiner Manuskripte wurde uns bewusst, wie zentral seine Werke für die kasachische nationale Identität nach wie vor sind. Auezov ist vor allem für seinen historischen Roman „Der Weg des Abai“ bekannt, der kasachische Traditionen und den komplexen Modernisierungsprozess der Nation behandelt. Das Museum hob auch seinen Beitrag als Gelehrter und Lehrer hervor, der sich in Zeiten rascher politischer Veränderungen für die Bewahrung des kasachischen Kulturerbes einsetzte. Dieser Besuch war eine eindrucksvolle Erinnerung daran, wie Literatur den Geist eines Volkes verkörpern kann.

Am frühen Abend besuchte unsere Gruppe das Deutsch-Kasachische Theater, wo wir einer Probe von Ödön von Horváths Stück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ beiwohnten. Insgesamt verband dieser Tag historische Einblicke, kulturelles Gedächtnis und lebendige Kunst. Vom Lernen über Unterdrückung und Widerstandsfähigkeit in der Vergangenheit Kasachstans bis hin zum Erleben von Literatur und Theater in seiner Gegenwart zeigte uns das Programm, wie Bildung über Vorlesungen hinausgeht – es geht auch darum, mit Menschen, Orten und Kultur in Verbindung zu treten.