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DKU Sommerschule 2025 | Tag 4

Almaty Museum of Arts

Almaty Museum of Arts

Der vierte Tag unserer Sommerschule startete um 9 Uhr mit einem Vortrag von Prof. Grigoriadis zum Thema “Einführung in die Öl- und Gasmärkte”. Die Vorlesung beschäftigte sich vor allem mit der Tatsache, dass die Ressourcen Öl und Gas erschöpfbar sind. Das bedeutet, dass die Nutzung von Öl und Gas begrenzt ist. Dies ist eine Herausforderung, sowohl für Fragen der Nachhaltigkeit, als auch für Fragen der Generationengerechtigkeit und der langfristigen Abhängigkeit von diesen Ressourcen. Für die Wirtschaftswissenschaften stellt sich nun die Frage, wie diese Ressourcen langfristig gerecht verteilt werden können. Dies kann für verschiedene Szenarien mit entsprechenden Formeln berechnet werden. Professor Grigoriadis hat uns eine Einführung in mehrere mathematische Modelle gegeben, die den Aspekt der Begrenztheit von Ressourcen mit einfließen lassen und die Verteilung sowie die Preisentwicklung berechnen. Es war sehr spannend einen ersten Eindruck davon zu erhalten, wie mittels mathematischer Modelle versucht wird, die komplexen Öl- und Gasmärkte, die von Kartellen, aber auch Wettbewerb und politischen Regulieren bestimmt werden, zu berechnen und so deren Entwicklung zu verstehen. So können letztlich sogar Modelle in die Zukunft hinein aufgestellt werden, die eine Annäherung an die zukünftige Preisentwicklung sind. 

Der Vortrag von Dr. Manuel Andresh und seinem Team zum Thema „Decarbonization Diplomacy - Green Hydrogen for Decarbonization in Central Asia“ begann mit einer Einführung in die verschiedenen Arten von Wasserstoff: grüner, grauer, türkiser und blauer. Besonders wichtig ist der grüne Wasserstoff, da er mit erneuerbaren Energien hergestellt wird und CO2-frei ist. Schritt für Schritt wurde gezeigt, was es braucht, um Klimaneutralität zu erreichen: Energieeffizienz, Ausbau erneuerbarer Energien, Elektrifizierung und schließlich grüner Wasserstoff bzw. Power-to-X-Technologien. Spannend war auch die geopolitische Dimension: die EU möchte in Zukunft große Mengen an Wasserstoff importieren, während Zentralasien überlegen muss, ob es den Wasserstoff vor allem exportiert oder für den eigenen Markt nutzt. Dazu gibt es bereits ein Hydrogen Diplomacy Office in Astana, das Strategien entwickelt und den politischen Rahmen vorbereitet. Im anschließenden Workshop wurden wir selbst aktiv. In Gruppen diskutierten wir Fragen zu Finanzierung, internationalen Partnerschaften und politischen Zielen. Jede Gruppe stellte ihre Ergebnisse kurz vor. So konnten wir einen Eindruck gewinnen, wie komplex, aber auch vielversprechend die Entwicklung einer Wasserstoffstrategie für die Region ist.

Im Anschluss an den Vortrag zur Decarbonization Diplomacy besuchten die Teilnehmer*innen der Sommerschule das in der Vorwoche neu eröffnete Almaty Museum of Arts. Die Einrichtung geht auf die Sammlung ihres Gründers, des kasachischen Unternehmers Nurlan Smagulov, zurück, der über 700 Werke namhafter kasachischer Künstlerinnen besitzt. Ziel des Museums ist es einerseits, diese Sammlung einem Publikum aus dem In- und Ausland zugänglich zu machen, und andererseits als erste Institution ihrer Art in Almaty auch internationale Kunst den Einwohner*innen Kasachstans näherzubringen.

Das Museum eröffnete im September mit zwei zentralen Ausstellungen. Einer der beiden Säle war der interdisziplinär arbeitenden Künstlerin Almagul Menlibayeva gewidmet. Die aus Almaty stammende Künstlerin arbeitet mit Textilien, Gemälden sowie Foto- und Videoinstallationen und setzt sich kritisch mit Themen der kasachischen Gesellschaft und Geschichte auseinander. So reflektiert ihr Werk Kurchatov 22 die Altlasten des ehemaligen Atomwaffentestgeländes Semipalatinsk und beleuchtet dessen Folgen für Natur und Bevölkerung. In Transoxiana Dreams, einer Kombination aus Fotos und Videos, erzählt sie die Geschichte eines Mädchens, das durch die Wüste Aralkum wandert – ein Ort, an dem ihr Vater einst als Fischer am Aralsee tätig war. Die einst blühende Region ist durch das Wassermanagement der Sowjetzeit weitgehend zu einer versalzenen Wüste verkommen.

Der zweite Saal beherbergt die Ausstellung Qonaqtar, was auf Kasachisch „Gäste“ bedeutet. Dieses Motiv zieht sich durch zahlreiche Werke. So zeigt das Gemälde On Virgin Soil. Lunchtime (1960er) von Salikhiddin Aitbaev ein Mittagessen kasachischer Bauern, die in der Sowjetunion in großer Zahl in den Norden Kasachstans übersiedelten, um die landwirtschaftliche Produktion auszubauen. In den zuvor unbewohnten Steppen waren alle Neuankömmlinge gleichermaßen Gäste. Zugleich verweist das Thema „Gast“ auf die alte Tradition der großzügigen Gastfreundschaft der nomadischen Kasach*innen. Seit der Eingliederung Kasachstans in das russische Zarenreich wurden zudem immer wieder unliebsame Personen und ganze Bevölkerungsgruppen in das Land verbannt – darunter Dissidenten ebenso wie ethnische Gemeinschaften etwa der Koreaner oder Tschetschenen.

Veronika Anastasia Tadeouch, Angelina Khismatullina & Josef Mayr