Marx’ Gedanken zur russischen Autokratie und zu einer Außenpolitik der
Arbeiterklasse können als Antizipation des russischen Angriffskriegs auf
die Ukraine verstanden werden.
Mit seiner «traditionellen auswärtigen Politik» des territorialen
Expansionismus sah Marx den russischen Staat in einer Selbstbezüglichkeit
und Maßlosigkeit verfahren, die der ökonomischen Bewegung des Kapitals
ähnelt: Eine Eroberung ist nur der Ausgangspunkt für die nächste.
Marx wurde deshalb zu einem leidenschaftlichen Aktivisten für die
Wiederherstellung eines unabhängigen polnischen Staats. Proudhon dagegen
wollte im Namen des Weltfriedens das Gleichgewicht der Großmächte bewahren
und Polen dazu in russischen Händen belassen.
Am Ende seines Lebens hat sich Marx auch mit der Geschichte der
ukrainischen Unabhängigkeitskämpfe beschäftigt. Die Abwehr autokratischer
Übergriffe und die Selbstbestimmung demokratischer Republiken waren die
unmittelbaren Ziele seiner zahlreichen Interventionen in die
internationale Politik.
Eine Seite von Marx, die trotz ihrer Aktualität vielen heutigen LeserInnen
unbekannt ist.
Über den Autor
Dr. Timm Graßmann, Studium der Sozialwissenschaften in Berlin und Warschau,
arbeitet an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften als
Editor bei der Marx-Engels-Gesamtausgabe.
Zeit & Ort
14.10.2025 | 18:00
Osteuropa-Institut
Raum 121
Garystr. 55
14195 Berlin


