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Ehemaliger Student der Abteilung Soziologie gibt Osteuropa-Heft zu Umweltpolitik in Russland heraus

News vom 11.12.2020

Lukas Latz ist Mitherausgeber einer buch-langen Ausgabe zu Umweltpolitik in Russland der Zeitschrift Osteuropa.

Der Band enthält viele interessante Stimmen von Aktivist*innen, die sich gezielt mit ökologischen Problemen in den verschiedenen Regionen auseinandersetzen. Das ergibt insgesamt nicht nur einen spannenden Blick darauf, was in puncto sozialer Protest und wirtschaftliche Entwicklung in Russlands Regionen passiert. Der Band hat außerdem einen direkten Bezug zu Deutschland und Europa. Viele Texte exponieren das düstere Ende der europäischen Lieferketten in der Metallindustrie oder im Energiesektor. Russlands große Rohstoffkonzerne agieren oft in einem rechtsfreien Raum und können kaum zur Einhaltung von Bürgerrechts- und Umweltstandards gedrängt werden.

Das zeigt zum Beispiel der Beitrag von Nadezhda Kutepova. Mithilfe einer NGO stritt Kutepova jahrelang für Entschädigungszahlungen für Strahlenopfer, bis sie aus Russland fliehen musste. Ihr Beitrag skizziert exemplarisch die Geschichte und juristische Konfiguration von Ozersk, einer einst geheimen Stadt, in der die Sowjetunion ihre Atomwaffen entwickelte. Heute dient die Stadt als eine Art Mülleimer für Atommüll, der aus ganz Europa auf semilegale Weise importiert wird. Bis heute ist Ozersk geschlossen für Bürger*innen, die keine Meldeadresse in der Stadt haben.

Außerdem ist Russland Exportland Nr. 1 für Kohle, die in deutschen Kraftwerken und Koksereien verbrannt wird. Wie ein Beitrag von Anton Lementuev, einem Umweltaktivisten aus dem Kuzbass zeigt, geschieht der Abbau von Kohle in Russland häufig unter Missachtung von Umweltstandards und von Eigentums- und Partizipationsrechten der lokalen Bevölkerung. Der Oblast Kemerovo, der wichtigste Standort der Kohleförderung, ist zudem eines der am autoritärsten regierten Föderationssubjekte Russlands.

Gesamtinhalt des Bandes 7-9/2020

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