Gemeinsame Vorlesungsreihe des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin (OEI) und des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien (ZOiS)
Die russische Revolution von 1917 hat ein Jahrhundert geprägt. Sie hat ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem geschaffen, das eine Alternative zum kapitalistischen Entwicklungsweg sein wollte. Im Stalinismus nahm die sowjetische sozialistische Modernisierung aber einen spezifischen, von Gewalt bestimmten Charakter an, der bis heute nachwirkt. Die Herausbildung zweier große weltanschauliche Lager, die sich im „Kalten Krieg“ – und regional auch in „heißen Kriegen“ – gegenüberstanden, strukturierte Europa und die Welt neu. Das Scheitern der Sowjetunion am Ende des Jahrhunderts hat die Welt abermals verändert. Zunächst schien der Weg Russland in „den Westen“ unausweichlich. Doch das Land hat eine andere Richtung eingeschlagen. Mit der Wende zu Autoritarismus und Staatskapitalismus und mit dem Versuch, Russland als selbständigen zivilisatorischen und geopolitischen Pol in der Welt zu etablieren, ist seine politische Elite erneut dabei, die internationale Ordnung zu verändern.
Die Vorlesungsreihe beginnt mit der Russischen Revolution von 1917 und deren Vorbereitung als historischen Einschnitt mit weitreichenden, bis heute fortwirkenden Konsequenzen. Diese langanhaltenden sozioökonomischen, politischen und kulturellen Konsequenzen sollen in den Blick genommen werden. Sie werden in den Kontext der Imperiengeschichte gestellt, aber auch als Bruch verstanden, der neue Pfadabhängigkeiten geschaffen hat. Wir streben eine stark internationale Perspektive an, die den globalen Kontext der großen Krisen des Kapitalismus mit einbezieht.