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Rückständiger Osten – satter Westen? Imaginationen. Gesellschaftsentwürfe. Wahrnehmungsmuster

Das Diktum von der Rückständigkeit Osteuropas gegenüber dem Westen ist bis in die Gegenwart in der Öffentlichkeit sowie in den Geschichts- und Sozialwissenschaften wirkmächtig. Die Transformation von der Plan- zur Marktwirtschaft führte zu einer kurzen Renaissance der Theorie nachholender Modernisierung, die aber rasch wieder abebbte. Seitdem werden eine neue Varianz der Entwicklung in den post-sozialistischen Ländern und die anhaltende Divergenz zum Westen betont. Die mental maps der Vormoderne sind dabei nach wie vor prägend. Sie kehren bei der Interpretation der Vorgeschichte der Transformation zurück und scheinen insbesondere den Rückfall einzelner Länder in autoritäre Strukturen, staatliche Ineffizienz und Korruption gut zu erklären; und auch der demonstrative Konsum der neuen Reichen, fehlende Zivilgesellschaft oder ökologische Sensitivität sind mit der Rückständigkeit des Ostens konnotiert.

Der diesjährige interdisziplinäre Projektkurs, der von der Abteilung Geschichte und Soziologie geführt wird, widmet sich dem Rückständigkeitsparadigma und dem Konzept der multiple modernities aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Themenspektrum zeigt fachübergreifend eine Bandbreite von Schwerpunkten und Zugängen auf: von der These eines „Privilegs der Rückständigkeit“, über den Osten als neue „avant-garde“, bis hin zum Spannungsverhältnis zwischen dem Fortbestehen der sozialistischen Moderne, dem Einzug der westlichen Konsumgesellschaft, Ansätzen von Retraditionalisierung im Zuge der Transformation und Übergängen zur „reflexiven“ Moderne.

Die einzelnen Projekte waren:

Eine Broschüre mit den einzelnen Projekten und kurzen Beschreibungen finden Sie in der linken Spalte unter "Links zum Thema".