August 2025
Ještě nejsem, kým chci být/ Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte (2024) von Klára Tasovská
Regie: Klára Tasovská
Genre: Dokumentation
Jahr: 2024
Sprachfassung: Tschechisch mit deutschen Untertiteln
Dauer: 89 Minuten
Hier geht es zum Stream.
Synopsis
“Mein Leben lang habe ich persönliche Erfahrungen dokumentiert. Ich muss sicherstellen, dass ich existiere. Aber was kann ich der Welt zeigen? Wer bin ich?”
Libuše Jarcovjáková, die 'tschechische Nan Goldin', hält ihr Leben in analogen Fotografien und Tagebuchaufzeichnungen fest. Mit der Zerschlagung des Prager Frühlings 1968 beginnt die damals 16-Jährige zu fotografieren, recht schnell entwickelt sie eine Schnappschuss-Ästhetik, die ihren eigenen Stil charakterisiert und Menschen vom Rand der Gesellschaft in den Fokus rückt: queere Menschen, Migranten, unangepasste Frauen, Dissidenten. Und ohne jede Eitelkeit richtet sie ihre Kamera immer wieder unermüdlich auf sich selbst. Aus ihrem Archiv ist 2024 ein biografischer Dokumentarfilm entstanden.
Jarcovjáková fotografiert Arbeiter und Arbeiterinnen in der Fabrik, Feiernde in Kneipen, Privaträumen und auch Nachtclubs, wie dem T-Club in Prag, ein Treffpunkt der lokalen queeren Szene. Ein Mord in ihrem Umfeld verändert alles: Sie selbst gerät ins Visier der Staatssicherheit, die sich für ihre Fotos aus dem Club interessiert. Jarcovjáková täuscht eine Heirat vor und emigriert nach West-Berlin. Doch auch in der neuen Welt läuft nicht alles glatt. Mit ihrem letzten Geld flieht sie nach Tokio, wo ihr der Durchbruch als Modefotografin gelingt und sie für kurze Zeit sehr gefragt ist. Auf der ständigen Suche nach einem Leben, das wirklich zu ihr passt, kehrt die Fotografin nach dem Fall des Eisernen Vorhangs über Berlin nach Prag zurück.
Die Regisseurin Klára Tasovská hat während der Covid-19-Pandemie Jarcovjákovás Fotoarchiv durchforstet und unzählige Tagebuchseiten entdeckt, die die Grundlage für ihren Dokumentarfilm bilden. Der Film ist eine Montage aus unzähligen, teilweise rhythmisch arrangierten Fotos, zum Großteil in Schwarz-Weiß. Zusätzliches Filmmaterial wurde nicht gedreht. Die Tagebuchaufzeichnungen, die Jarcovjákovás jahrzehntelange Erforschung von Beziehungen, Gefühlen, Körper und Seele festhalten, bildeten die Grundlage für die chronologische filmische Erzählung aus ihrer eigenen Perspektive, wobei sie ihre Tagebuchaufzeichnungen selbst vorliest.
Entstanden ist ein sensibler, sehr persönlicher Film über Identitätssuche und die Kraft des Widerstands mit den Mitteln der Fotografie, der noch bis zum 4. September in der Arte-Mediothek zu sehen ist. Zum Trailer geht es hier.
Zum Regisseur
Klára Tasovská (*1980) studierte neue Medien an der Akademie der Bildenden Künste und Dokumentarfilm an der FAMU in Prag. Sie arbeitet als Regisseurin, Produzentin, Cutterin und Drehbuchautorin und debütierte 2010 mit dem Essay-Film “Midnight”. 2020 gründete sie die Produktionsfirma Somatic Films.
Weiterführende Informationen
- Eine Retrospektive in Arles im Jahr 2019 brachte Jarcovjákovás Werk einer breiteren, internationalen Öffentlichkeit näher. Die New York Times berichtete über die Ausstellung (englischsprachig).
- Filmdienst und Queer.de liefern weitere Hintergründe zu Jarcovjákovás Leben.
- Klára Tasovská hat dem tschechischen Art-Magazin und dem österreichischen Magazin The Gap zu ihrer Dokumentation Interviews gegeben. In der tschechisch-slowakischen Filmdatenbank gibt es einen Überblick über ihr Werk (tschechischsprachig).
Mehr Informationen zu den Filmen der letzten Monate finden Sie auf der Website der OEI Mediothek.