Mai 2025
Mutter und Tochter, oder nie ist es völlig Nacht (2024) von Lana Gogoberidze
Regie: Lana Gogoberidze
Genre: Dokumentation
Jahr: 2024
Sprachfassung: Georgisch mit deutschen Untertiteln
Dauer: 89 Minuten
Hier geht es zum Stream.
Synopsis:
Geht es im Leben um Begegnung oder Trennung? Die georgische Regisseurin Lana Gogoberidze fragt dies zu Beginn des Films anhand einer Serie von Fotos: Wie in einem Daumenkino werden Foto für Foto wichtige biografische Stationen gleichsam lebendig: So ist sie als Kind in Umarmung mit ihrer Mutter Nutsa zu sehen.
Das Filmemachen folgt in Gogoberidzes Intellektuellen- und Künstler-Familie einer matrilinearen Logik in dritter Generation. Nutsa Gogoberidze (1902-1966) war die erste Spielfilmregisseurin der Sowjetunion, im Zuge der stalinistischen Säuberungen als Gulag-Häftling für zehn Jahre von ihrer Familie getrennt und bis an ihr Lebensende von ihrem zensierten Werk abgeschnitten. Lana Gogoberidze macht sich mit ihrer Tochter Salomé Alexi daran, die Teile von Nutsas Leben zusammenzuführen. So finden sie ihre verschollenen Werke „Buba“ (1930) und „Uzhmuri“ (1934) in Moskauer Filmarchiven. Der poetische wie politische Dokumentarfilm ist eine liebevolle Hommage an die Filmpionierin Nutsa Gogoberidze und weist zugleich weit darüber hinaus, in dem er nicht nur die bewegende Geschichte einer mutigen Frau, sondern auch eine Familiensaga und mit ihr die Geschichte eines Landes erzählt.
Die Filmemacherin Lana Gogoberidze sucht dabei auch in ihren zahlreichen eigenen Filmen nach Spuren der Mutter. Filmemachen zeigt sich als kollektive Praxis der Sorge und Zärtlichkeit. Der Dokumentarfilm ist Autobiografie, Liebeserklärung und Trauerarbeit – das Vermächtnis Lana Gogoberidzes und darin aufgehoben auch das ihrer Mutter. Diese inspirierte sie zu starken, freien Figuren, die düsteren Zeiten trotzen. Gegen alle Abgründe setzt die Gogoberidze-Dynastie Poesie, Tanz und Kino – gemeinsam geteiltes Leben.
Zur Regisseurin:
Lana Gogoberidze wurde 1928 in Tbilissi geboren und zählt zu den bedeutendsten georgischen Filmemacherinnen. Nach einem Anglistikstudium an der Universität von Tbilissi ging Gogoberidze nach Moskau ans Gerassimow-Institut für Kinematographie. Ihr Regiestudium schloss sie 1958 ab. Trotz Problemen mit der sowjetischen Zensur schaffte sie es, ihre Filme international zu präsentieren. Sie war Mitbegründerin und erste Präsidentin des Verbandes «Kino Women International», Leiterin der Regieabteilung der Rustaveli Theaterschule sowie des Studios Kartuli Pilmi (heute Georgia Film). 1984 war sie Teil der internationalen Jury der 34. Berliner Filmfestspiele. Von 1992 bis 1995 saß sie im georgischen Parlament und ging 2004 als Botschafterin nach Paris. 2019 erschien ihre Autobiografie.
Mehr Informationen:
- Nutsa Gogoberidzes Stummfilm "Buba" ist auf YouTube verfügbar (mit russischen Zwischentiteln).
- Ekho Kavkaza berichtete über die "Rückgabe" des Films aus dem Staatlichen Filmarchiv Russlands Gosfilmofond (russischsprachig).
- Das Arsenal hat Lana Gogoberidze 2024 eine Retrospektive gewidmet.