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Juni 2025

Bratan / Faruch, mein Bruder (1991) von Bakhtyor Khudoynazarov

Filmstill "Bratan"

Filmstill "Bratan"

Regie: Bakhtyor Khudoynazarov

Genre: Spielfilm
Jahr: 1991
Sprachfassung
: Russisch mit deutschen Untertiteln
Dauer: 93 Minuten

Hier geht es zum Stream.

Synopsis

Subtiler Humor und atemberaubende Bilder: Für Faruch und seinen Bruder Azamat dauert die Reise mit der langsamen Bahn in die Großstadt eine Ewigkeit. Nach dem Tod der Mutter will Faruch seinen kleinen Bruder beim Vater unterbringen. Mit jedem Kilometer fühlen sie sich freier und selbstbewusster, jeder nächste Halt verspricht neue Hoffnungen und neue Herausforderungen. Gleichzeitig wächst die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit dem Vater, der die Familie vor einigen Jahren verlassen hat, um in der Stadt zu arbeiten.

Dass der Vater dann mit einer neuen Frau lebt und trotz schöner Worte kein Platz für Azamat da ist, dass die Stadtgesellschaft ihre unangekündigten Gäste mit Fremdeln und mit Schlägen empfängt – für die Gäste vom Dorf eine herbe Enttäuschung. Am Ende fahren die Reisenden zurück, der Weg war das Ziel.

Das Spielfilmdebüt des 2015 viel zu früh gestorbenen Bakhtyor Khudoynazarov liest sich heute wie eine Parabel auf die Hoffnungen nach der Implosion der totalitären sozialistischen Staaten, und den anschließenden Enttäuschungen. Filmisch reißt er sein Publikum mit den beeindruckenden Landschaftspanoramen und der mitreißenden On-the-Railroad-Atmosphäre bis heute mit. Ein Freiheitsversprechen, das vom Regisseur gleichzeitig kontemplativ auf eine realistische Gefühlsebene heruntergebrochen wird, auf der Glücksgefühl und Verfall zwei Seiten derselben Medaille sind.

Der Film wurde 2022 von dem in Berlin lebenden Regisseur Veit Helmer rekonstruiert und lief danach auf Filmfestivals in Venedig und Cottbus. Bei Arte ist er noch bis zum 7. Juli 2025 verfügbar.

Zum Regisseur

Bakhtyor Khudoynazarov wurde 1965 in Duschanbe, Tadschikistan, geboren. Er studierte an der Staatlichen Filmhochschule Moskau und lebte seit Anfang der Neunzigerjahre überwiegend in Berlin, wo er 2015 im Alter von 49 Jahren verstarb. Mit der Tragikomödie "Luna Papa" war ihm 1999/2000 sein größter Kinoerfolg geglückt. Sein letzter Film "Waiting for the Sea" eröffnete 2012 das Internationale Filmfestival in Rom.

Weiterführende Informationen

- Asian Movie Pulse bietet eine erste Übersicht über die Geschichte und die berühmtesten Filme des tadschikischen Kinos (englischsprachig).

- Festivalkuratorin Anisa Sabiri diskutiert die Bedeutung des Films "Bratan" für das tadschikische Kino im Interview bei Klassiki (englischsprachig).

- In einer Radio-Sendung gedenkt Radio Svoboda dem Regisseur zusammen mit einigen seiner Weggefährten (russischsprachig).

Mehr Informationen zu den Filmen der letzten Monate finden Sie auf der Website der OEI Mediothek.