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Bibliographieren

Merkblatt über das Bibliographieren

Vorbemerkung:

Das Bibliographieren ist eine wichtige Voraussetzung des wissenschaftlichen Arbeitens. Für jedes zu behandelnde Thema muss man zuerst einen Überblick über die publizierten Quellen und Darstellungen gewinnen. Für Hausarbeiten im Grundstudium gilt es, aus der Fülle der Veröffentlichungen eine Auswahl zu treffen. Dabei empfiehlt es sich, von Arbeiten mit jüngerem Erscheinungsdatum auszugehen und ältere Publikationen schrittweise zu erschließen.

I. Wege des Bibliographierens (zur elektronischen Recherche vgl. Pkt. III u. Anhang)

  1. Schauen Sie eine neuere Darstellung (Monographie), einen vor kurzem erschienenen Aufsatz zum gestellten Thema oder einen einschlägigen Handbuch- (Lexikon-)Artikel auf die in den Fußnoten oder im Literaturverzeichnis angeführten Arbeiten durch.
  2. Überprüfen Sie die Schlagwort- und Sachkataloge der Bibliotheken (UB, Staats- und Seminar- bibliotheken) unter einem oder mehreren Stichworten auf die grundlegende Literatur. Überlegen Sie, unter welchen Schlagworten Arbeiten zu Ihrem Thema gesammelt worden sein können. (Beachten Sie dabei, dass die Bibliothekskataloge in der Regel weder Zeitschriftenaufsätze noch Artikel in Sammelbänden erfassen.)
  3. Abgeschlossene oder laufende Bibliographien (Bücherverzeichnisse) enthalten entweder für bestimmte Perioden alles in einem Land Gedruckte (Nationalbibliographien) oder die Literatur zu einem zeitlich, thematisch oder sprachlich begrenzten Sachgebiet. Sie können in alphabetischer Ordnung der Autorennamen und/oder systematisch und/oder periodisch gegliedert sein. Eine Reihe wichtiger Bibliographien finden sich in den verschiedenen "Einführungen in die Geschichtswissenschaft".
  4. Verfolgen Sie im weiteren Verlauf Ihres Studiums - möglichst regelmäßig - einschlägige historische Fachzeitschriften (z.B. Jahrbücher f. Geschichte Osteuropas; Südost-Forschungen). Viele von ihnen enthalten einen ausführlichen Rezensionsteil. Interessant sind hier sowohl die Besprechungen von Einzelerscheinungen als auch zusammenfassende Literaturberichte zu einem bestimmten Thema. Es gibt auch reine Rezensionsorgane wie die Neue Politische Literatur. Einige Zeitschriften haben im Anhang eine systematisch gegliederte Bibliographie (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte) oder ein alphabetisches Verzeichnis von Neuerscheinungen (Historische Zeitschrift).
  5. Literatur-Datenbanken werden immer häufiger auch über EDV-gestützte Medien angeboten (z.B. ABC-Clio Electronic Library. Historical Abstracts on Disc: mit Abstracts aus über 2000 historischen Zeitschriften in einer Vielzahl von Sprachen). Informieren Sie sich in den einschlägigen Bibliotheken oder im Internet. Da die wissenschaftlichen Bibliotheken schrittweise dazu übergehen, ihre Bestände elektronisch zu erfassen und die Datenbanken zu vernetzen, verbessern sich die Möglichkeiten der Recherche laufend.

II. Aufnahme bibliographischer Angaben

Es ist zweckmäßig, für jede Arbeit eine Bibliographie anzulegen. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: von der „klassischen" Karteikarte bis zur elektronisch gestützten Datenbank. Die bibliographischen Angaben sollten nach Sachgebieten und innerhalb der Sachgebiete alphabetisch nach Verfassern geordnet werden. Darüber hinaus sollten vermerkt werden: Fundort und Signatur, Hinweise auf Rezensionen, eigene Bewertung oder Bemerkungen zu dem Werk (Präzisierung des Inhalts, vom Verfasser benutzte Quellen etc.).

Mit einem PC und einem Dokumentationsprogramm (u.U. auch mit einem leistungsfähigen Textverarbeitungsprogramm) kann die Erfassung und Verwaltung von Literaturangaben sehr effektiver gestaltet werden. Eine Schlüsselbedeutung kommt der Erstellung eines Thesaurus zu, mit dessen Hilfe die sachlich einschlägigen Titel über Suchfunktionen schnell und umfassend wiedergefunden werden können.

 

1. Grundmodell für die Aufnahme von Buchtiteln

Monographien:

  • Verfasser (Familienname, Vorname): Titel (einschließlich Untertitel)1, gegebenenfalls Band. Auflage2. Erscheinungsort und -jahr3. (Gegebenenfalls Reihentitel und Bandnummer in Klammern.).

B e i s p i e l :

  • Torke, Hans-Joachim: Einführung in die Geschichte Rußlands. München 1997. (C.H. Beck Studium).
  • Hösch, Edgar: Geschichte der Balkanländer. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart. 2. durchges. u. erw. Aufl. München 1993. (Beck’s Historische Bibliothek).

 

Sammelbände etc.:

  • Herausgeber (Familienname, Vorname)4: Titel (einschließlich Untertitel). Gegebenenfalls Band. Aufl. Erscheinungsort und -jahr. (Gegebenenfalls Reihentitel und Nummer.).

B e i s p i e l :

  • Süssmuth, Hans (Hg.): Historische Anthropologie. Der Mensch in der Geschichte. Göttingen 1984. (Kleine Vandenhoeck-Reihe. 1499.).
  • Kaser, M.C. - E.A. Radice (eds.): The Economic History of Eastern Europe 1919-1975. Vol. I: Economic Structure and Performance between the Two Wars. Oxford 1985.

 

2. Grundmodell bei Aufsätzen, Abhandlungen, Artikeln

Sammelbände, Festschriften o.ä.:

  • Verfasser (Familienname, Vorname): Titel des Aufsatzes bzw. der Abhandlung, - in: Titel des Sammelbandes5. Gegebenenfalls Band. Auflage. Erscheinungsort und -jahr, Seitenzahl. Sind der Verfasser eines Artikels und der Herausgeber des Sammelbandes identisch, so muß dies durch die Abkürzung (Ders. oder Dies.) kenntlich gemacht werden.

B e i s p i e l :

  • Silagi, Denis: Ungarn seit 1918: Vom Ende des I. Weltkrieges bis zur Ära Kádár, - in: Handbuch der europäischen Geschichte, hg. v. Theodor Schieder. Bd. 7. Stuttgart 1979, S. 883-919.
  • Jaworski, Rudolf: Ostmitteleuropa. Zur Tauglichkeit und Akzeptanz eines historischen Hilfsbegriffs, - in: W. Eberhard [u.a.] (Hg.): Westmitteleuropa - Ostmitteleuropa. Festschrift f. F. Seibt zum 65. Geburtstag, München 1992, S. 37-46.

Zeitschriften:

  • Verfasser (Familienname, Vorname): Titel des Aufsatzes, - in: Name der Zeitschrift, Jahrgang oder Band (Jahreszahl), Seitenzahl.

B e i s p i e l :

  • Sundhaussen, Holm: Ethnonationalismus in Aktion. Bemerkungen zum Ende Jugoslawiens, - in: Geschichte und Gesellschaft 20 (1994), S. 402-423.
  • Donnert, Erich: Katharina II. und Rußlands Einbruch in den Machtbereich des Osmanischen Reiches 1768 bis 1774, - in: Berliner Jahrbuch für osteuropäische Geschichte 1996/1, S. 175-189.

3. Grundmodell für unveröffentlichte Hochschulschriften:

  • Verfasser (Familienname, Vorname): Titel (einschließlich Untertitel). Fakultät und Art der Schrift (Diss., Habil.schr.), also z.B. Phil. Diss. Hochschulort und Jahr der Promotion (bzw. Habilitation). /Masch./

Der Zusatz /Masch./ zeigt an, daß die Arbeit nur in maschinenschriftlicher Form vorliegt.

 

4. Allgemeines zur Literaturaufnahme

Hinweise für die korrekte Wiedergabe von Buchtiteln finden sich in allen Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten (z.B. Manuel René Theisen: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik - Methodik - Form. 5. überarb. Aufl. München 1991, S. 179 ff.). Auch wo in Interpunktion oder Reihenfolge bibliographischer Angaben anders verfahren wird als hier vorgeschlagen (was sehr häufig der Fall ist), ist auf einheitliche Verfahrensweise und Verständlichkeit für den Leser zu achten. (Im Zeitalter der EDV kann es von erheblicher Bedeutung sein, ob z.B. statt eines Doppelpunkts ein Komma oder Semikolon verwendet wird.) Korrekte Literaturangaben sollen dem Leser das rasche Auffinden der zitierten Arbeiten ermöglichen. Zu beachten ist ferner, dass lateinische Zahlen nur bei Seitenangaben beibehalten, sonst aber (z.B. bei Angaben des Bandes einer Veröffentlichungsreihe oder Zeitschrift) stets in arabische Zahlen umgewandelt werden (also nicht: Südost-Forschungen XLIV, sondern Südost-Forschungen 44)! Zusätze, die nicht zum Titel gehören (wie z.B. "u.a." oder "Masch.") werden stets zwischen zwei Schrägstriche bzw. in eckige Klammern gesetzt (z.B.: Berindei, Dan /u.a./ (Hg.): Der Bauer Mittel- und Osteuropas...). Bei Aufsätzen ist im Literaturverzeichnis stets die Seitenzahl anzugeben!!


III. Wege der Literaturbeschaffung (zur Internetrecherche siehe Anhang)

Die in Lehrveranstaltungen verteilten Literaturlisten sind i.d.R. nur ein erster Einstieg und ersetzen nicht die eigenständige Literaturrecherche! Mit dieser sollte bereits zu Semesteranfang begonnen werden. Nach der bibliographischen Erfassung der Literatur, die parallel zur Lektüre laufend ergänzt werden muss, gilt es, die betreffenden Bücher, Aufsätze und Artikel aufzufinden.

  1. Die Autor-/Titel-Kataloge der Bibliotheken werden durchgesehen und die dort gefundenen Bücher und Zeitschriftenjahrgänge in der Titelkartei vermerkt. Um festzustellen, ob ein Werk in einer der zahlreichen Berliner Bibliotheken vorhanden ist, ist der Berliner Gesamtkatalog heranzuziehen. Für die Internet-Recherche stehen u.a. zur Verfügung: der OPAC Bibliotheksverbund Bayern:  http://www.opac.bib-bvb.de , der Katalog der Staatsbibliothek Berlin:  http://www.sbb.spk-berlin.de bzw.  http://stabikat.staatsbibliothek-berlin.de oder der Katalog der Deutschen Bibliothek Frankfurt/Leipzig:  http://www.ddb.de. Die Standorte seltener Zeitschriften können über die Zeitschriftendatenbank der Staatsbibliothek oder der Deutschen Bibliothek ermittelt werden.
  2. Am Ort nicht vorhandene Titel können über den auswärtigen Leihverkehr der Universitätsbibliothek zunächst in anderen Bibliotheken der BRD, dann auch im Ausland gesucht werden. Voraussetzung für die Benutzung der Fernleihe sind exakte bibliographische Angaben.

Anmerkungen

  1. Grundlage für die Titelangabe ist das Titelblatt (nicht der Einband o.ä.). Arbeiten von zwei oder mehr Verfassern werden unter dem ersten Namen alphabetisch eingereiht, auf den die weiteren in normaler Schreibweise (Vorname, Familienname) folgen. Die Vornamen sind so vollständig wie vorgefunden anzugeben. Akademische Titel entfallen. Bei mehr als drei Verfassern braucht nur der erste vollständig - mit dem Zusatz /u.a./ - aufgeführt zu werden. Dasselbe gilt für den Fall, dass mehr als drei Erscheinungsorte genannt werden. Es genügt dann, den ersten Erscheinungsort mit dem Zusatz /u.a./ anzugeben.
  2. Die erste Auflage bleibt unerwähnt. Jede weitere Auflage ist mit den Zusätzen wie 2. (eventuell verbesserte, ergänzte) Aufl. (bei englischsprachigen Veröffentlichungen sind auch die englischen Zusätzen wie 2nd. ed., rev. ed. zulässig) zu kennzeichnen.
  3. Sind Erscheinungsort und -jahr auf dem Titelblatt verzeichnet, so wird die entsprechende Angabe ohne Klammern aufgeführt, z.B. Berlin 1980. Ist das nicht der Fall, können sie aber anderweitig erschlossen werden (Copyright, Vorwort), so setzt man sie in runde Klammern. Bei Nichtvorhandensein jeglicher Angaben ist das Fehlen durch o.O. (ohne Ort) bzw. o.J. (ohne Jahr) zu kennzeichnen. Verlagsangaben können entfallen (anderenfalls steht der Verlag hinter dem Erscheinungsort).
  4. Herausgeber werden durch den Klammerzusatz (Hrsg. od. Hg.) (in englischsprachigen Werken sind auch (ed.) oder (eds.) möglich) von den Verfassern unterschieden. Die Nachstellung des Herausgebernamens (also: Titel, hg. v. Vorname Familienname) ist ebenfalls zulässig (bei Handbüchern ist dies die Regel). In diesen Fällen werden die Titel alphabetisch nach dem ersten Substantiv geordnet. Bisweilen kommt es vor, dass eine Veröffentlichung weder Autor noch Herausgeber aufweist. Als Autorersatz muss dann die herausgebende Institution oder - falls auch diese fehlt - nur der Titel (mit dem vorangestellten Zusatz o.V. = ohne Verf.) verzeichnet werden.
  5. In der Regel mit dem Zusatz: Hg. v. ...
  6. Für weit verbreitete und häufig zitierte Zeitschriften können Abkürzungen verwendet werden (z.B. HZ für Historische Zeitschrift). Es empfiehlt sich, die verwendeten Abkürzungen in einem besonderen Abkürzungsverzeichnis aufzulösen.
Zur Website des Friedrich-Meinicke-Instituts
Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften
Zur Website des Netzwerks Area Histories
Zur Mediothek des Osteuropainstituts