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Forschung und Lehre

apl. Prof. Dr. Verena Dohrn

 

 

Forschung und Lehre

 

 

Forschungsschwerpunkte & Lehrschwerpunkte

 

Neuere Geschichte Ostmittel- und Osteuropas

Russisch-jüdische Geschichte des 19./20. Jahrhunderts

Jüdische Studien mit Schwerpunkt Geschichte und Kultur der osteuropäischen Diaspora

Vergleichende Kulturgeschichte im östlichen Europa

 

 

Aktuelles Forschungsprojekt

 

Charlottengrad und Scheunenviertel

Osteuropäisch-jüdische Migranten im Berlin der 1920/30er Jahre

www.charlottengrad-scheunenviertel.de

 

 

Lehrveranstaltungen

 

Wintersemester 2010/11

 

31601  Nationsbildung bei den Juden und anderen Osteuropäern

 

Die imaginierte Gemeinschaft der Nation war das politische Erfolgsmodell der bürgerlichen Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Von Europa ausgehend eroberte es die Welt. Aber Nationsbildung verlief nicht überall nach denselben Mustern. Im ethnisch-konfessionell stark gemischten östlichen Europa nahm sie andere Formen an als im Westen. Viele osteuropäische Nationen wurden im Verhältnis zu den westlichen erst spät oder gar nicht zu Staatsnationen. Dabei nahm die Diasporagruppe der Juden einen eigenen Sonderweg. Den Einen gelten sie seit biblischen Zeiten als Nation, andere bestreiten, dass sie als Nation zu betrachten seien. In den Osteuropastudien werden sie unter diesem Gesichtspunkt hier parallel zu anderen ethnokonfessionellen Gruppen untersucht, dort als Ausnahme ausgelassen. Oder es werden andere Parameter eingeführt, um den Weg der Juden in die Moderne zu verstehen. Dennoch ist es unbestreitbares Faktum, dass seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts eine bemerkenswerte und differenzierte jüdische nationale Bewegung im östlichen Europa entstand.

 

Literatur zur Vorbereitung:

Hroch, M. (2005). Das Europa der Nationen : die moderne Nationsbildung im europäischen Vergleich. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht.

Kappeler, A. (2008). Rußland als Vielvölkerreich : Entstehung - Geschichte - Zerfall. München, Beck.

Sand, S. and Y. Lotan (2009). The invention of the Jewish people. London, Verso.

 

 

Wintersemester 2009/2010

 

31607  Juden im Russischen Reich: Zwischen Integration und Ausgrenzung

 

Die Geschichte der Juden im Russischen Reich begann mit den Teilungen Polens und fiel zusammen mit dem Prozess der Modernisierung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Sondergruppe der Juden spielte darin eine eigene Rolle. Die Politik des offiziellen Nationalismus forderte und förderte ihre Integration mittels Akkulturation. Die ersten modernen Juden im Russischen Reich unterstützten die Regierung in ihrer Politik. Doch der Erfolg der Politik verkehrte sich angesichts des zunehmenden Einflusses der russischen nationalen Bewegung auf die Regierung und angesichts des Widerstands traditioneller jüdischer Lobbygruppen in ihr Gegenteil: den Integrationsbestrebungen folgte die erneute Ausgrenzung auf dem Fuße. Das Seminar behandelt die Geschichte der Juden im Russischen Reich anhand von neuerer Forschungsliteratur und Quellenlektüre.

 

Ausgewählte Literatur:

Verena Dohrn: Jüdische Eliten im Russischen Reich. Aufklärung und Integration im 19. Jahrhundert, Köln [u. a.] 2008. Yvonne Kleinmann: Neue Orte – neue Menschen. Jüdische Lebensformen in St. Petersburg und Moskau im 19. Jahrhundert, Göttingen 2006. John D. Klier: Imperial Russia’s Jewish Question, 1855-1881, Cambridge 1995. Michael Stanislawski: Tsar Nicholas I and the Jews. The Transformation of Jewish Society in Russia 1825-1855, Philadelphia 1983.

 

 

Sommersemester 2009

 

31 605 „Russische Migranten in Deutschland und Kulturtransfer, 1881-1933“

 

Im Seminar geht es um Migranten aus dem Russischen Reich in Deutschland und deren Funktion als Mittler zwischen den Kulturen. Die massenhafte Emigration von Russland nach Deutschland begann nach dem Mord an Zar Alexander II. Eine Welle antijüdischer Pogrome läutete dort die Restauration ein. Den Pogromflüchtlingen folgten Studenten meist jüdischer Herkunft in den Westen, die an russischen Universitäten aus politischen Gründen abgewiesen worden waren. Neben so bekannten Personen wie etwa Rosa Luxemburg oder El Lissitzky gehörten Unbekanntere dazu wie der Philosoph David Koigen, der Publizist Elias Hurwicz, der Historiker Mark Wischnitzer, die Kunsthistorikerin Rahel Wischnitzer-Bernstein. Nach 1917 suchten viele von ihnen erneut Zuflucht in Deutschland, vor allem in Berlin. Ihre polyglotte Bildung prädestinierte sie dazu, Mittlerrollen im Kulturtransfer zwischen Deutschland und dem östlichen Europa zu übernehmen. Sie arbeiteten als Journalisten, Schriftsteller, Wissenschaftler, Politiker, Künstler, Übersetzer.

 

Literatur zur Vorbereitung:

Schlögel, K. (1995). Russische Emigration in Deutschland 1918 bis 1941. Berlin, Akad.-Verl. Ders. (1998). Berlin Ostbahnhof Europas : Russen und Deutsche in ihrem Jahrhundert. Berlin, Siedler. Neuauflage (2007): Das russische Berlin. Ostbahnhof Europas, München, Hanser.