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Osteuropaforschung unter Druck – Wissenschaftspolitik in autoritären Systemen im Vergleich

Politik und Wissenschaft sind fundamentale Träger einer gesellschaftlichen Entwicklung, sie sind häufig aufeinander angewiesen, profitieren voneinander und fördern sich gegenseitig, auch Spannungen gehören zu deren Verhältnis. Was passiert jedoch, wenn dieses Gleichgewicht aus der Balance gerät? Was geschieht mit der wissenschaftlichen Freiheit, wenn die Politik zunehmend versucht die Wissenschaft vor der Kandare zu sperren? Gerade in autokratischen Staaten des ehemaligen Ostblocks scheint in den letzten Jahren ein Trend einzusetzen, der die Wissenschaft und deren Forschungsfreiheit mehr und mehr unter Druck setzt. Doch wie sehen diese Lenkungsversuche konkret aus, was für Auswirkungen spüren dabei die betroffenen Studierenden und Lehrenden und gibt es länderübergreifende Gemeinsamkeiten? Das Projekt „Forschung in Osteuropa unter Druck – Wissenschaftspolitik in autoritären Systemen“ soll den Fokus auf die Folgen und die Gründe der Wissenschaftseinschränkungen legen und diese dabei in einen wissenschaftlichen Rahmen setzen. Ziel ist es dabei ein Endprodukt zu schaffen, welches einen guten Überblick der Thematik bietet und in dem betroffene Universitätsangehörige ihre Sicht der Dinge darlegen können. 

Der für dieses Projekt maßgebliche Konflikt ist die Steuerungsfunktion der Politik in der Wissenschaft. Insbesondere die politische Steuerungsfunktion in den Teilgebieten Forschungs- und Hochschulpolitik zeigte in der Praxis mehrmals, dass die Wissenschaft der Politik eine Instrumentalisierung vorwirft. Die Erwartung der Wissenschaft, dass sie von der Politik um ihrer selbst willen finanziell unterstützt wird, ohne in der Bringschuld einer konkreten Gegenleistung zu sein, führte entsprechend dazu, dass man sich manipuliert fühlt, wenn die Politik als öffentlicher Finanzier die Themenwahl mitbestimmen will. Umgekehrt ist die Politik der Meinung, dass es ihre Aufgabe sei, die Wissenschaft auf gesellschaft-liche Ziele hin zu lenken und hat folglich wenig Verständnis für die Tendenz der Wissenschaft sich diesen Lenkungsbemühungen entziehen zu wollen.