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„Erdöl und Rosen“

Exkursion Schwedt

Exkursion Schwedt

	 Fragment Franz Nolde Das neue Schwedt 1978-1980

Fragment Franz Nolde Das neue Schwedt 1978-1980

Exkursion Schwedt

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Exkursion Schwedt

Exkursion Schwedt

Exkursion Schwedt

Exkursion Schwedt

Exkursion nach Schwedt, 21. Juni 2025

Als 1958 das Politbüro der SED den Bau des Erdölverarbeitungswerks Schwedt beschloss, war die damals kaum 8.000 EinwohnerInnen zählende Kleinstadt an der Oder in aller Munde. Hier sollte die Druschba-Pipeline, die bis heute längste Ölpipeline Erdöl aus Tatarstan bis nach Brandenburg liefern. Es folgte ein großangelegter Auf- und Ausbau der im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstörten Stadt. Auch der Bauhäusler Selman Selmanagić spielte mit seinen kybernetisch inspirierten Planungen dabei zunächst eine führende Rolle – bis seine visionären Entwürfe mit der Realität der Partei kollidierten. Nach Jahrzehnten kontinuierlichen Wachstums verlor Schwedt als Industriestandort nach 1990 jedoch an Bedeutung. Erst als im Februar 2022 Russland die Ukraine überfiel und in der Folge russische Erdöllieferungen unter Embargo fielen, richteten sich wieder alle Augen auf Schwedt und sein Petrochemisches Kombinat (PCK).

 

Auf unserer Exkursion an einem sonnigen Samstag haben wir unter der Führung der Kulturreferentin von Frankfurt/Oder Lea Marie Nienhoff mit einer Gruppe der beiden Seminare „Sozialismus 2.0 – Osteuropäische Kulturen am Beginn des Informationszeitalters“ (Leitung: Clemens Günther) und „Infrastruktur als Kulturobjekt“ (Leitung: Susanne Strätling) die Stationen der wechselhaften Stadtgeschichte Schwedts zwischen Residenz der Markgrafen, sozialistischer Planstadt und postsozialistischer Gegenwart abgeschritten.

 

Dabei gerieten zunächst die Uckermärkischen Bühnen in den Blick. Sie befinden sich am Endpunkt der noch in preussischer Zeit angelegten Paradeallee im Gebäude des ehemaligen Kulturhauses Schwedt, das 1978 auf der Brache des im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten und 1962 gesprengten Stadtschlosses erbaut worden war. Hier führten uns Liane Morgner und Jürgen Zabelt in zwei Wandgemälde von Franz Nolde und Eberhardt Hückstädt ein, die das alte und das neue Schwedt zeigen.

 

Die nächste Station galt dem Turm der Evangelischen Kirche St. Katharinen im Zentrum von Schwedt. Nach 165 Stufen hatten wir dessen Aussichtsplattform erklommen und Anke Grodon, die Leiterin der Städtischen Museen, zeigte uns in einem Panoramarundblick, wo Spuren der Stadtplanung von Selmanagić zu sehen waren, wo seine Vision von anderen Entwürfen überlagert wurde, wo der Pipeline-Düker die Oder quert, wo noch Reste der alten Tabaktrockenhäuser aus Fachwerk, die einst in einem Ring ganz Schwedt umgeben hatten, stehen und wo das Centrum Warenhaus mit seiner modernistischen Aluminiumfassade aus dem Stadtbild heraussticht. In diesem Kaufhaus, das schon vor 1989 landesweit berühmt für sein Angebot war, haben wir uns zum Abschluss der Exkursion gestärkt und dann auf den Weg zurück nach Berlin gemacht.