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Un/sentimentale Reisenotizen: Viktor Schklowskij und seine »Sentimentale Reise«

Film | 19.09.2017 | 20:00 | LiteraturHausBerlin

© LiteraturHausBerlin

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Viktor Schklowskijs »Sentimentale Reise« durch die revolutionären Jahre 1917-1922 ist ganz und gar unsentimental – das »anatomische Präparat« nicht nur eines schreibenden Zeitzeugen, sondern eines handelnd Eingreifenden: Schklowskij, ein Soldat, stellte sich im Februar 1917 mit seiner Einheit auf die Seite der Revolution und war in der Zeit der provisorischen Regierung Armeekommissar an der galizischen Front und später in Persien. Im Petrograd nach der Oktoberrevolution begründete er zwischen 1919 und 1922 eine »neue Richtung der Literaturwissenschaft«, lehrte als Professor am Institut für Kunstgeschichte, spielte eine führende Rolle im literarischen Leben der roten Stadt, um dann im Bürgerkrieg gegen die Weißen zu kämpfen. Über die zugefrorene Ostsee floh er nach Finnland, als ihm wegen »konterrevolutionärer Umtriebe« die Verhaftung drohte. Im »russischen Berlin« entstand »Zoo oder Briefe nicht über die Liebe«, sein erst 1965 übersetztes Buch, das ihn in Deutschland bekannt machte.

1923 kehrte er nach Moskau zurück, überlebte den Stalinismus und arbeitete als Literatur-, Theater- und Filmkritiker und -theoretiker, Drehbuchautor und Essayist. 1984 starb Schklowskij 91-jährig in Moskau, ein Zeuge eines ungeheuren Jahrhunderts.

Die Aktualität dieses Buches und seines Autors, die Rolle des Intellektuellen im politischen Getümmel, zwischen Krieg und Revolution, Utopie und Praxis, zwischen Reflexion und Teilnahme sollen im Zentrum dieses Abends stehen. Liest – und übersetzt – man Schklowskijs »Reisebericht« heute anders als zu seiner Entstehungszeit, als er ins Französische übertragen wurde, oder Mitte der 1960er Jahre, als die erste deutsche Übersetzung erschien?

Darüber sprechen die Übersetzerin der Neuausgabe, Olga Radetzkaja, ihr Kollege Andreas Tretner und der Autor von Anmerkungen und Nachwort, Anselm Bühling.

Zusammen mit der Weltlesebühne e.V.

Eintritt
  • 5,- / 3,- €


Zeit & Ort

19.09.2017   |   20:00

LiteraturHausBerlin
Fasanenstraße 23
10719 Berlin

Weitere Informationen finden SIe hier.

Schlagwörter

  • Berlin
  • Deutschland
  • Kultur
  • Literatur
  • Osteuropa
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