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Abteilung Kultur

Energie: Transgressionen eines Begriffs

Abb. auf Veranstaltungskarte: Farbsystematik aus Wilhelm Ostwald «Die Farbenfibel»

Abb. auf Veranstaltungskarte: Farbsystematik aus Wilhelm Ostwald «Die Farbenfibel»

Im September (17./18.9.) lud der Arbeitsbereich Kultur des Osteuropa-Instituts gemeinsam mit dem Exzellenzcluster „Grundlagen kultureller Integration“ der Universität Konstanz Kulturwissenschaftler, Philologen, Wissenschaftshistoriker und Kunsthistoriker zu einem internationalen Workshop in Wilhelm Ostwalds „Landhaus Energie“ bei Leipzig ein, um das transdiskursive Potential des Energiebegriffs auszuloten. Kaum ein Diskurs der Gegenwart verzichtet auf Begriffsbildungen aus dem Bereich der Energielehren, von medialer Erhitzung, performativen Intensitäten und libidinöser Triebenergie ist ebenso die Rede wie von spirituellen Kraftströmen und semantischen Entropien. Aus metaphysischen, naturwissenschaftlichen und technologischen Wissensfeldern ist der Energiebegriff in angrenzende, aber auch entfernte Disziplinen wie Psychoanalyse, Soziologie, Ästhetik oder Linguistik diffundiert. Der Workshop untersuchte dieses transdisziplinäre Mäandern des Energiebegriffs aus drei Perspektiven: Woraus speist sich die starke diskursive Adaptabilität des Energiebegriffs? Für welche Phänomenbereiche wird „Energie“ als Konzept herangezogen? Und wie lässt sich die begriffsgeschichtliche Variabilität der Energie, ihre breite Auffächerung in energetische Bildfelder nachzeichnen?

Konzeption und weitere Information: Dr. Susanne Strätling (susastra@zedat.fu-berlin.de) und Prof. Dr. Jurij Murašov (jurij.murašov@uni-konstanz.de)

Filmreihe: Politik des Rhythmus: Das Kino der ukrainischen Avantgarde

Vom 1.7. bis 10.7. 2015 fand im Kinotheater Arsenal (Freunde der deutschen Kinemathek) die von Elena Vogman und Georg Witte in Zusammenarbeit mit Stanislav Menzelevskyj (Nationales Oleksandr Dovzhenko Zentrum in Kiew) kuratierte Filmreihe „Politik des Rhythmus“ statt. Die Veranstaltung wurde vom Osteuropainstitut unterstützt. Die Reihe zeigte sowjetische Revolutionsfilme, die in der Ukrainischen SSR entstanden sind – produziert durch die Filmstudios der VUFKU (Allukrainische Foto und Filmverwaltung). Sie wurden in den letzten Jahren durch das Dovzhenko-Zentrum restauriert, neu vertont und ediert. Ziel der Retrospektive war es, das Verhältnis des Politischen und des Ästhetischen neu zu reflektieren. Die Filme wurden nicht als Klassiker des Agitprop vorgestellt, sondern als ästhetische Manifeste, die einen Blick nicht nur für Fahnen, sondern für einzigartige Gesichter, nicht nur für Fäuste, sondern für bewegte Körper und Gesten, nicht nur für die Ausbeutung von Naturressourcen, sondern für deren Fakturen und Texturen lehren. Im Zentrum der Reihe stand die Frage, wie der Rhythmus des Films und der Rhythmus der Revolution interagieren und neue Wahrnehmungs- und Handlungsräume erschließen: von den neuen Routinen der industrialisierten Arbeit bis zu den dynamischen Transformationen von Stadt und Land. Drei der Filme wurden live von dem Violinisten und Komponisten Chatschatur Kanajan begleitet. Alle Filme wurden, was ihre Entstehens- und Wirkungskontexte und ihren filmästhetische Strukturen betrifft, ausführlich kommentiert. Die Einführungen erfolgten durch Barbara Wurm, Stanislav Menzelevskyj, Elena Vogman und Georg Witte.

Das Programm enthielt folgende Filme: NAWESNI (Im Frühling, Michail Kaufman, USSR 1929), ODINNADCATYJ (Das elfte Jahr, Dziga Vertov, USSR 1928), PEREKOP (Perekop, Ivan Kavaleridze, USSR 1930), CHLEB (Brot, Mykola Špilovskij, USSR 1929), DVA DNI (Zwei Tage, Heorhij Stabovyj, USSR 1927, ENTUSIASM. SIMFONIJA DONBASSA (Enthusiasmus. Donbass-Symphonie, Dziga Vertov, USSR 1930), SCHTURMOVI NOTSCHI (Sturmnächte, Ivan Kavaleridze, USSR 1931), TSCHELOWJEK S KINOAPPARATOM (Der Mann mit der Kamera, Dziga Vertov, USSR, 1929), ARSENAL (Arsenal, Oleksandr Dovzhenko, USSR, 1929). Außerdem wurden zahlreiche Trailer und Animationsfilme der 1920er Jahre gezeigt.

Weiter Informationen finden Sie hier.

„Stadt Bild Moskau“ . Eine Reihe mit Vorträgen, Filmen und Gesprächen

Stadt Bild Moskau, Foto: ©OEI

Stadt Bild Moskau, Foto: ©OEI

Flankierend zum Seminar „Stadtkultur Moskau“ und zur Exkursion nach Moskau fand als weiteres Element des Semesterschwerpunkts eine Vortrags-, Film und Gesprächsreihe statt, in der die Verflechtung von architektonischer Gestaltung, städtischen Lebensformen und visueller Kultur im Topos Moskau rekonstruiert wurden. Im Rahmen der Reihe sprach der Architekturhistoriker Harald Bodenschatz über visuelle Repräsentationen des Moskauer Generalplans von 1935, der Architekt Philip Meuser zeichnete die Entwicklung des Plattenbaus als Wohnungsbaudominante nach, die Historikerin Monica Rüthers wies an Archivbildstrecken fotografische Inszenierungsstereotypen von Moskauer PlattenbaubewohnerInnen nach, der Musikwissenschaftler Levon Hakopian diskutierte Šostakovičs Plattenbauoperette „Čeremuški“ als musikalische Idylle, die Kunsthistorikerin Susan Reid zergliederte den Moskauer Pionierpalast als exemplarischen Fall einer architektonischen Nachkriegsmoderne, die Filmwissenschaftlerin Oksana Bulgakowa führte die Veränderungen der Moskauer Topographie im Film vom Tauwetter bis in die Gegenwart vor und die Regisseurin Christiane Büchner diskutierte mit dem Publikum ihren Dokumentarfilm über „Das Haus der Regierung“ an der Moskva.

Konzeption: Dr. Thomas Flierl (mail@flierl.de), Dr. Susanne Strätling (susastra@zedat.fu-berln.de), Prof. Dr. Georg Witte (witte@zedat.fu-berlin.de)

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