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Muslime

Religion und Konstituierung von Identitäten. Zum Erbe muslimischer Minderheiten in Bulgarien und Makedonien

 

Gefördert von der DFG

Leiter: Prof. Dr. Holm Sundhaussen

Wissenschaftliche Mitarbeiterin:

Dr. Jordanka Telbizova-Sack

Laufzeit: 2/2002 - 2/2005

Aufgaben und Ziele

Im Rahmen dieses Projekts wird der Islam bzw. die synkretistischen Varianten des Islam und ihre identitätsstiftende Bedeutung für das Selbstverständnis muslimischer Bevölkerungsgruppen in Bulgarien und Makedonien untersucht. Das Hauptaugenmerk gilt dabei den Religionsgemeinschaften der Pomaken, Torbeschen, muslimischen Roma und Aleviten.

Bei der Konstituierung von Identitäten ist die symbolische Welt der Religion von besonderer Bedeutung. Die Religion bietet ein organisiertes Bild des Universums und eine mehr oder weniger geordnete Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt, wobei sie die Befürchtungen und Ängste der Menschen vermindert und ihnen ein größeres Gefühl der Sicherheit in der unsicheren Gegenwart gibt. Die Religion kann andere Institutionen in einer Gesellschaft stärken und gesellschaftliche Werte und Ziele legitimieren. Nicht zuletzt tragen gemeinsame Glaubensvorstellungen und Rituale zur Kohäsion und Solidarität einer Gemeinschaft bei. Gleichzeitig stehen die religiösen Gemeinschaften in einer komplexen Kulturtradition, an deren Herausbildung nicht allein die religiöse Bindung, sondern eine Vielzahl geschichtlicher Kräfte mitgewirkt hat. Ihre kulturellen Gruppenmerkmale ergeben sich darum nicht nur aus ihrer Religionszugehörigkeit, sondern aus der Teilhabe an einem ganzen Bündel verschiedener kulturprägender Faktoren. Welche Rolle spielt(e) die spezifische Ausprägung der Religion bei der Konstruktion des Wir-Gruppen-Bewußtseins der untersuchten Minoritäten? Wurde und wird die Religion als dominanter identitätsstiftender Faktor oder als ein Faktor unter anderen verstanden?

Dieser zentralen Fragestellung folgen weitere Aspekte: Gibt es eine spezifisch balkanische Variante des Islam und falls ja: wie kann diese genauer definiert werden? Sind sich die Untersuchungsgruppen der synkretistischen Elemente ihres Glaubens bewusst? Sehen sie darin ein verbindendes oder abgrenzendes Element gegenüber Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften? Welche Selbst- und Fremdzuschreibungen haben im Wechsel der Zeit die Gruppenidentität geprägt? Wie stellt sich die Identitätsbildung im "historischen Gedächtnis" dar?

Auf der Grundlage von Feldforschungen sowie historischer Quellen und Fachliteratur wird eine fächerübergreifende (ethnologisch-soziologisch-historische) Untersuchung der genannten muslimischen Bevölkerungsgruppen und ihres wechselhaften (teils friedfertigen, teils konfliktgeladenen) Verhältnisses zu den Nachbarnationen erarbeitet.

Methoden 

Der methodische Zugriff auf das Thema erfolgt über Interviews, teilnehmende Beobachtung und Archivstudien. Für die Erhebung empirischer Daten werden Forschungsaufenthalte in den Rhodopen (Südbulgarien), Pleven, Teteven und Lovec (Nordbulgarien) sowie Zentral- und Westmakedonien durchgeführt.

Partner 

Als Partner aus den Untersuchungsländern sind Frau Dr. Antonina Zhelyazkova, Leiterin des Internationalen Zentrums für Minderheitenstudien und interkulturelle Beziehungen (Sofia) und Frau Dr. Emilija Simovska vom Zentrum für interethnische Beziehungen (Skopje) einbezogen.

Abschlußkonferenz und Veröffentlichung

Als weitere Projekt-Aktivität ist die Organisation einer internationalen Tagung in Berlin geplant, bei der die Ergebnisse dargestellt werden und unter der Beteiligung westeuropäischer und osteuropäischer Forscher über weitere aktuelle Fragen dieses Forschungsbereichs berichtet wird. Die Ergebnisse werden abschließend veröffentlicht.

 

Zur Website des Friedrich-Meinicke-Instituts
Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften
Zur Website des Netzwerks Area Histories
Zur Mediothek des Osteuropainstituts