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Spannungsfeld 2: Glaube/Religion und Gesellschaft

Im sozialistischen Osteuropa ist der Einfluss der Religion auf die Gesellschaft rückläufig. Glaubensgemeinschaften verlieren Mitglieder. Auf Werte, Normen und soziale Einstellungen übt die Religion nachlassenden Einfluss aus. Der Zusammenbruch des Sozialismus in der Region überraschte nicht nur Politik und Bevölkerung, sondern auch die Akteure der traditionellen Religionsgemeinschaften. Sie entwickeln ein neues gesellschaftspolitisches Selbstbewusstsein. Religiöse universalistische Deutungsmuster entfalten neue Wirkungsmacht. Daraus leiten sich Ordnungsvorstellungen bis hin zu konkreten politischen Ansprüchen ab. In den vergangenen zwanzig Jahren führt dies zu einer grundlegenden Neubestimmung des Verhältnisses von Religion und Gesellschaft. Dieses Verhältnis ist unmittelbar mit der Neuordnung der Beziehungen zwischen Religion und Staat verbunden.

Welchen Einfluss haben (traditionelle) Religionsgemeinschaften auf die Bildung normativer Einstellungen der Bevölkerungen in den letzten zwanzig Jahren? Ist dieser Einfluss intendiert? Wie wird er, etwa in kulturellen Institutionen und ästhetischen Formen, vermittelt und reflektiert? Wie positionieren sich Religionsgemeinschaften zwischen Introversion und Extroversion, Spiritualität und Gesellschaft? Akzeptiert die Bevölkerung die religiös geformte Bildung von gesellschaftlicher Identität und Ordnung? Welche Religionsgemeinschaften können sich vorteilhaft positionieren und warum? Wie und in welchen Kontexten wird Religion instrumentalisiert?